Strassenverkehrsverbände
Wasserfallen lässt ACS-Gelder auf Sperrkonto umlenken

Der Zwist im Automobil Club der Schweiz (ACS) geht in eine neue Runde. Gestritten wird um den Zugriff auf die ACS-Konten bei der Berner Kantonalbank (BEKB).
Publiziert: 30.07.2016 um 14:35 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 11:15 Uhr
ACS-Präsident Christian Wasserfallen will verhindern, dass «die alte Garde sich bedient wie in einem Selbstbedienungladen.» Deshalb liess er sämtliche ACS-Konten bei der Berner Kantonalbank sperren. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/THOMAS HODEL

Der Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen habe über seinen Anwalt bewirkt, dass die BEKB sämtliche Konti des ACS sperrt, berichtete der «Blick» am Samstag. Wasserfallen bestätigt gegenüber der Nachrichtenagentur sda: «Ich habe die BEKB beauftragt keine Zahlungen auszulösen, die ungerechtfertigt sind.» Das Geld der Sektionen sei auf ein Sperrkonto umgelenkt worden.

Hintergrund ist ein Streit in der und um die ACS-Führung. An einer umstrittenen Delegiertenversammlung vom 23. Juni liess sich Wasserfallen zum neuen Präsidenten wählen. Die bisherige Führungsriege um den Präsidenten Mathias Ammann hat die Wahl allerdings nicht anerkannt und sieht sich weiterhin im Amt.

Mit der Kontensperrung wolle er verhindern, dass die «alte Garde» sich bediene wie in einem Selbstbedienungsladen, sagte Wasserfallen. Er befürchtet, diese könnte «horrende Anwaltskosten, Spesen und ungerechtfertigte Mandatskosten» über die ACS-Kasse abrechnen. Wasserfallen betont aber: «Die Löhne der ACS-Mitarbeiter sind garantiert, das hat mit dem nichts zu tun.»

Mathias Ammann zeigt sich auf Anfrage entsetzt über das Vorgehen. Der Fortbestand des Clubs sei gefährdet. Anders als Wasserfallen ist er überzeugt, dass die Mitarbeiter vorerst keinen Lohn mehr erhalten. «Wie sollen wir denn Löhne bezahlen, wenn die Konten gesperrt sind?», fragt er.

Gemäss dem Brief, den er von der BEKB erhalten habe, würden keine Zahlungen mehr ausgeführt. Auch andere Verbindlichkeiten wie Versicherungsleistungen könnten darum derzeit nicht mehr bezahlt werden.

Ammann bestätigt, dass er und seine Mitstreiter die anfallenden Anwalts- und Gerichtskosten über den ACS abzurechnen gedenken. Dies sei ein ganz normales Vorgehen, betont er. Sollte im Nachhinein anders entschieden werden, könne man das Geld immer noch zurückfordern.

Ob das Vorgehen Wasserfallens rechtens ist, ist fraglich. «Die effektive Rechtslage ist zurzeit umstritten», schrieb sein Anwalt im Brief an die BEKB, der der sda vorliegt. Ammann kündigt an, rechtlich gegen die Kontensperrung vorzugehen.

Im Automobil Club gärt es schon länger. Zum ersten grossen Eklat kam es Mitte Juni, als der Generaldirektor Stefan Holenstein mit sofortiger Wirkung suspendiert wurde. Holenstein soll arbeitsrechtliche Vorschriften nicht eingehalten haben, begründete Ammann damals die Entlassung. Zudem soll er hinter seinem Rücken Christian Wasserfallen als neuen Präsidenten aufgebaut haben.

Nun hat die Staatsanwaltschaft des Kantons Bern ein Strafverfahren gegen die zwei Kontrahenten eröffnet, wie die Zeitungen «Tages-Anzeiger» und «Bund» am Samstag berichteten. Die beiden hatten sich gegenseitig angezeigt. Holenstein muss sich wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung, Urkundenfälschung, versuchter Anstiftung und Beschimpfung verantworten. Ammann wird Verleumdung vorgeworfen, wie aus der Eröffnungsverfügung hervorgeht.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.