Wer sind die Gehilfen von Vincenz?
Thun-Investor im Visier der Staatsanwaltschaft

Die U-Haft für den Ex-Raiffeisen-König wurde gestern verlängert. Gleichzeitig kommt aus: Immer mehr Personen geraten in den Strudel. Darunter offenbar auch Ferdinand Locher.
Publiziert: 16.05.2018 um 23:46 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:50 Uhr
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Im Schlamassel: Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz, privat Kasse gemacht zu haben.
Foto: Philippe Rossier
Konrad Staehelin

Der Strudel um den gefallenen Raiffeisen-König Pierin Vincenz (62) reisst immer mehr Personen mit in die Tiefe: Die Staatsanwaltschaft III des Kantons Zürich hat zwei weitere Verdächtige festnehmen lassen, hat ihre Wohnsitze und Geschäftsräume durchsucht und Strafverfahren wegen Gehilfenschaft zur ungetreuen Geschäftsbesorgung eröffnet. Das teilte sie gestern per Communiqué mit.

Vincenz droht U-Haft bis Mitte August

Dessen eigentlicher Zweck: zu verkünden, dass Vincenz und sein Spezi Beat Stocker (58) wegen «neuer Vorwürfe» noch länger in Untersuchungshaft sitzen werden. Bisher sind es zweieinhalb Monate. Jetzt hat das Gericht einer Verlängerung zugestimmt. Normalerweise gilt so eine Bewilligung für drei Monate. Das heisst: Vincenz droht U-Haft bis Mitte August.

Grund: Der Fall wird immer komplizierter. Zu Beginn ging es vor allem darum, dass die Kreditkartenfirma Aduno das Unternehmen Commtrain zu teuer gekauft haben soll. Hintergrund: Vincenz und Stocker steuerten als Präsident und CEO nicht nur Aduno, sondern waren auch die Mehrheitseigner an Commtrain. Beim Verkauf an Aduno schöpften sie möglicherweise privat Gewinn ab.

Auf weiteren Verdachtsfall gestossen

Die Staatsanwaltschaft machte gestern klar, dass sie auf einen weiteren Verdachtsfall gestossen ist. Dabei dürfte es sich um die Firma Adunokaution handeln. Die kleine Bude wurde 2009 unter dem Namen Eurokaution gegründet, vermittelt Versicherungen von Mietkautionen. 2014 kaufte die Aduno sie von Ferdinand Locher (54) ab, änderte den Namen. Locher ist nun offenbar ebenfalls ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten, wie «Inside Paradeplatz» schreibt. Für Locher gilt die Unschuldsvermutung.

Der Grund: Die 5,6 Millionen Franken Kaufpreis, welche die Aduno an die bisherigen Eigentümer bezahlte, waren möglicherweise viel zu hoch. Das Portal «Inside Paradeplatz» berichtet, Experten innerhalb der Aduno hätten den Nettowert der verschuldeten Eurokaution auf «maximal ein paar wenige Hunderttausend Franken» geschätzt.

7 Millionen oder doch 10 Millionen?

Ein anderes Gutachten des Beratungsunternehmens Ernst & Young sei dagegen auf einen Wert von 7 Millionen gekommen. Und jenes des Beratungsunternehmens Fides Business Partner sogar auf 10 Millionen. Hinter Fides steht niemand anders als Beat Stocker. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.

Laut der «Neuen Zürcher Zeitung» hatte Stocker sogar Optionen an Eurokaution gehalten. Locher, zwischen 2011 und dem Verkauf an Aduno Mehrheitsaktionär an der Kautions-Bude, beteuerte gegenüber der Zeitung allerdings, dass Stocker diese hat verfallen lassen, ohne von ihnen Gebrauch zu machen.

Ferdinand Locher wurde als Stadioninvestor beim FC Thun bekannt.

Von einem überrissenen Preis hätte vor allem Locher selber profitiert. Er spricht jedoch von einem «korrekten Kaufpreis». Der Berner mit Wohnsitz am Genfersee ist vor allem als Immobilien-Hai bekannt und ist in der Branche nicht nur wohlgelitten – vorsichtig ausgedrückt. Schweizweit bekannt wurde er 2015 als Stadioninvestor beim FC Thun, als er sich eine Schlammschlacht mit Vereinspräsident Markus Lüthi lieferte.

Ob Locher einer der beiden Verhafteten ist, ist unklar. BLICK konnte ihn gestern Abend nicht erreichen. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

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