Landwirtschaft
Pflanzenvernichtung als einzig wirksame Massnahme gegen Jordanvirus

Das Jordanvirus bedroht Tomaten und Paprika. Sein Vorkommen ist eine neue Herausforderung für die Landwirtschaft. Agroscope diagnostiziert im Quarantänelabor das Virus. Bei positivem Befund bleibt nur eins: Pflanzen vernichten.
Publiziert: 24.05.2022 um 12:40 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2022 um 14:23 Uhr
Vom Jordanvirus bedroht: Tomatenschösslinge in einem Gewächshaus im Kanton Genf. (Archivbild)
Foto: CHRISTIAN BEUTLER

Dieses Urteil fällten die landwirtschaftlichen Forschungsanstalten Agroscope in Changins VD und Wädenswil ZH kürzlich über 6'000 Tomaten-Jungpflanzen im Flughafen Zürich. Wie sie am Dienstag mitteilten, musste die ganze per Flugzeug gelieferte Charge vernichtet werden.

Zur Bekämpfung des hochansteckenden Virus entnehmen Inspektorinnen und Inspektoren des Eidgenössischen Pflanzenschutzdienstes den Lieferungen einzelne Pflanzen und schicken sie an das speziell abgesicherte Quarantänelabor in Changins.

Bereits am Folgetag warten die Forschenden mit dem Befund der molekularen PCR-Tests auf. Bei einem Befall mit dem Jordanvirus ordnet der Pflanzenschutzdienst unverzüglich die Vernichtung der Pflanzen an.

Der Fall mit den über 6'000 Tomatenpflanzen ist kein Einzelfall mehr, wie die Forschungsanstalten feststellten. 2021 entdeckten sie das Jordanvirus erstmals auf importieren Pflanzen in einem Thurgauer Tomatenbetrieb. 2022 registrierten sie bisher drei Verdachtsfälle, wovon sich zwei als zutreffend erwiesen.

Weil Saat- und Pflanzengut global gehandelt werden, ist der Kampf gegen das Jordanvirus gemäss Agroscope auch einer gegen die Zeit. Das im November geschaffene Quarantänelabor ist noch im Aufbau und wird aufgestockt.

Wollen die Pflanzenschutzdienste von Agroscope, Bund und Kantonen die Ausbreitung des ansteckenden Virus verhindern, müssen sie den Befall frühzeitig entdecken. Dieses Jahr sind darum bis zu 1000 Stichproben etwa in Tomaten- oder Paprikakulturen sowie in Gärtnereien oder Gartenzentren geplant. Hinzu kommen nicht planbare Importkontrollen.

Auch das Abwasser aus Gewächshäusern werden die Fachleute untersuchen. Fällt die Probe dabei positiv aus, können die Betriebe die Früchte unter strengen Hygienemassnahmen weiter ernten. Experten halten das Verbreitungsrisiko über die Früchte für gering.

Nach Saisonende müssen die Produzenten die Pflanzen allerdings verbrennen und die betroffenen Gewächshäuser samt ihrem Bewässerungssystem dekontaminieren.

Das Jordanvirus ist gemäss Agroscope für Menschen ungefährlich. Weitere Wirtspflanzen ausser Tomaten und Paprika sind nicht bekannt. Die Ernten können bei Befall total ausfallen. Das Virus überlebt lange in Pflanzenresten, Boden und Gewächshäusern. Als Quarantäneorganismus ist es meldepflichtig.

(SDA)

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