Wie fahren wir in der Zukunft? Woher kommt unser Strom, und wie können wir gleichzeitig auch noch unsere Treibhausgasemmissionen reduzieren. An der am Freitag zu Ende gehenden Weltklimakonferenz Cop 26 in Glasgow wollen nun zwei Dutzend Staaten mit einer konkreten Absage an den Verbrennungsmotor den Ton angeben, um dem drohenden Klimaschaden entgegenzuwirken. 24 Staaten, sechs grosse Auto-Hersteller sowie einige Städte und Investoren wollen sich auf ein Enddatum für den Verkauf von Autos mit Verbrennermotor festlegen.
E-Autos sollen zudem zu einem besseren Klima beitragen. Aber nicht nur das: Würden Elektroautos künftig als Stromspeicher genutzt, könnten bis im Jahr 2050 die Emissionen um rund 35 Prozent gesenkt werden.
Strom selber produzieren und weniger importieren
Ein Team um den Doktoranden Loris di Natale von der Empa und der ETH Lausanne (EPFL) hat das Potenzial von Elektroautos als Stromspeicher unter die Lupe genommen. Dadurch soll in der Schweiz produzierter Strom hier gehalten und gleichzeitig weniger Strom importiert werden müssen. Für den Klimaschutz ist letzteres insbesondere dann wünschenswert, wenn importierter Strom aus emissionsintensiven Quellen wie Kohle- oder Gaskraftwerken stammt.
In der Schweiz waren im Jahr 2020 fast 20'000 Elektrofahrzeuge registriert – und die Zahl nimmt rasant zu. Laut Prognosen werden bis Mitte des Jahrhunderts zwischen 1,4 und 3,5 Millionen E-Autos auf den Schweizer Strassen herumkurven.
Resultat der Studie, die im Fachmagazin «Energies» erschienen ist: Im Jahr 2050 liessen sich die importierten Treibhausgasemissionen um rund 35 Prozent reduzieren, wenn Elektroautos als Stromspeicher genutzt würden. In Kombination mit Speicherseen und Pumpspeicherkraftwerken könnte gar eine Reduktion von 60 Prozent erreicht werden. Dabei würden Elektroautos insbesondere die täglichen Spitzen glätten, die Wasserspeicher die saisonalen Spitzen.
Neue Technologien für Speicherung nötig
Die Forscher betonen jedoch, dass die Schweiz selbst bei vollständiger Ausschöpfung des Elektroauto-Speicherpotenzials die Schwankungen nicht vollständig ausgleichen können wird. Die Schweiz bleibe im Winter ein Nettoimporteur, im Sommer ein Nettoexporteur, schreiben sie. Um die verbleibenden Überschüsse im Inland zu nutzen, brauche es vor allem für die saisonale Speicherung neue Technologien, etwa Wasserstoff oder synthetische Treibstoffe.
Zudem brauche es genügend Elektroautos, genügend Lade- und Entladestationen sowie die rechtlichen Grundlagen, um Strom aus den Elektrofahrzeugen ins Netz einspeisen zu können, sagte Di Natale im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
«Gemäss unseren Berechnungen erreichen wir bereits mit dem kleinen Szenario von 1,4 Millionen Fahrzeugen einen deutlichen Stromspeicher-Effekt», so der Forscher. Dabei sei allerdings eine zusätzliche Abnutzung der Batterien spürbar. Ab 1,4 Millionen Fahrzeugen nehme die zusätzliche Alterung der Batterien jedoch immer mehr ab, da sich die Ausgleichsströme auf mehr Fahrzeuge verteilen würden. «Beim Szenario mit 3,5 Millionen Fahrzeugen ist keine zusätzliche Alterung mehr nachweisbar», so Di Natale. (SDA/cny)