Fast ein wenig zu nonchalant startet Roger Federer in seine zweite Wimbledon-Runde gegen den Serben Dusan Lajovic. Bis jetzt wurde er hier auf dem Centre Court kaum gefordert, profitierte zum Auftakt von der Aufgabe des Ukrainers Alexander Dolgopolow. Und zumindest auf dem Papier bedeutet der heutige, auf Nummer 79 klassierte Gegner, keine Riesenhürde. In Wimbledon kam Lajovic noch nie über die 2. Runde hinaus.
Als brauchte der siebenfache Champion einen Weckruf, dass es jetzt ernsthaft losgeht, legt er einen kompletten Fehlstart hin. Das erste Spiel verliert er zu Null. Bei eigenem Aufschlag liegt er 0:40 hinten – und kassiert fünf Punkte später das Break. «Ich war anfangs ziemlich nervös. Es gibt so Tage - mal ist es ganz schlimm, dann mal wieder keine grosse Sache. Heute dauerte es, bis ich den Rhythmus gefunden habe», sagt Federer nach dem Spiel.
Den Rhythmus findet er dann doch noch. Ihm gelingt das Re-Break umgehend, der Satz ist ausgeglichen bis ins Tie-Break, wo Roger dann gar nichts anbrennen lässt: 7:0 gewinnt er die Kurzentscheidung.
Nach 66 Minuten ist auch Satz 2 ist mit einem Break 6:3 in der Tasche. Und jede Sorge um die verflixte zweite Runde verfliegt alsbald. Das letzte Mal, dass Roger gegen einen so tief klassierten Gegner in Wimbledon verloren hat, war vor vier Jahren (gegen Sergej Stachowski, ATP 116) – in Runde 2. Und diese Saison, in dem der 35-Jährige bereits vier Titel gewonnen hat, verlor er nur zwei Matches: In Dubai gegen Jewgeni Donskoi, in Stuttgart gegen Tommy Haas – jeweils in Runde 2.
Dieser Fluch schlägt bei seinem 70. Rekord-Grand-Slam nicht zu. Im letzten Durchgang lässt der Rasenkönig nichts mehr anbrennen: Nach eineinhalb Stunden steht auch das 6:2. Damit ist er bei seiner Mission zum 8. Wimbledon-Titel, zum insgesamt 19. Major-Sieg, bereit für seinen dritten Gegner. Es ist ein alter Bekannter: Mischa Zverev. Gegen den deutschen Serve-and-Volleyspieler hat Federer noch nie verloren, vier mal gewonnen. Dieses Jahr schon zweimal – auf den Wegen zu den Titeln beim Australian Open und in Halle.
«Es werden völlig andere Ballwechsel. Er spielt nie gleich gegen mich, ändert immer seinen Plan. Deshalb weiss ich nicht genau, was ich erwarten muss. Ich werde auf jeden Fall mit einem Linkshänder trainieren, um mich auf Mischa einzustellen», erklärt Federer.