Zum Aufwärmen für die kleinen Tennisbälle präsentierte uns ProSieben kurz vor 22 Uhr die beiden Halbfinals um den Einzug in den Super Bowl am 2. Februar in Miami.
Kansas City – San Francisco
Bei den Kansas City Chiefs gegen die Tennessee Titans (35:24) lag noch so etwas wie Spannung in der TV-Luft. Bei den San Francisco 49ers gegen die Green Bay Packers (34:20) war die Luft schon in der Halbzeit mit 27:0 draussen. Da konnte man ab 1 Uhr morgens problemlos in die TV-Nacht bei SRF 2 und Eurosport eintauchen.
Stefan Bürer und Heinz Günthardt schafften es dann allerdings nicht, uns bei den beiden ersten und letzten Einsätzen von Jil Teichmann (22) und Viktorija Golubic (27) wachzuhalten.
Unsere Damen waren mutlos
Die beiden Reporter hatten es allerdings auch schwer, uns die zwei eher mühsamen Dreisatz-Spiele richtig schmackhaft zu machen. Vor allem Heinz Günthardt hätte unseren zwei tapfer kämpfenden Damen am liebsten Tennis-Unterricht unter dem Motto «Bitte mit etwas mehr Mut zum Risiko» gegeben.
Um 03.20 Uhr hatte das fehlerhafte Leiden von Jil Teichmann gegen die Russin Jekaterina Alexandrowa mit 4:6, 6:4, 2:6 ein Ende.
3:0 Führung – dann das Drama
Zwanzig Minuten später kam das Aus für Golubic gegen die Chinesin Lin Zhu – 6:4, 1:6, 6:7. Beim Championship-Tiebreak (geht auf 10) lag die Schweizerin mit 3:0 vorne, dann machte die Asiatin acht Punkte in Serie und gewann mit 10:4. Das SRF-Duo: «Der totale Zusammenbruch, ein Drama.»
Vorher hörte man noch optimistische Worte: «Golubic hat etwas Blut geleckt, als sie 2019 in Wimbledon bis in die dritte Runde vorstossen konnte!» Im Stile der bösen «Tennis-Buben» schlug Golubic mehrmals ihr Racket auf den Boden und gegen die Wand.
Serena ganz brav gekleidet...
Dazwischen konnte man auf Eurosport die erste «Sensation» erleben. Der praktisch unbekannte Ungar Marton Fucsovics schlug den als Nummer 13 gesetzten Kanadier Denis Shapovalov mit 6:3, 6:7, 6:1 und 7:6.
Bevor Roger Federer (38) nach 4 Uhr morgens die Rod Laver Arena betrat, vernaschte die 23-fache Grand Slam-Siegerin Serena Williams (38) die 17-jährige Russin Anastasia Potapowa zum Frühstück.
Nach 19 Minuten hiess es für die als Nummer 8 gesetzte Amerikanerin 6:0. Dann nahm es die für einmal im diskreten weissen Kleid mit dunklen Punkten und Figuren angetretene Superfrau etwas lockerer und gewann den zweiten Satz nur noch 6:3.
Serena gewann nachher alle Herzen, als sie den Tausenden Helfern, die gegen die Buschbrände kämpfen und versuchen Tiere zu retten, vor laufenden Kameras dankte — wie es später auch Roger Federer unter tobendem Applaus tat. Aus dem Tennis-Zirkus flossen über zehn Millionen Dollar in die Hilfskassen!
Rogers «Trainingseinlage»
Als Federer seine geliebte Manege betrat, schien sein Gegenüber, Steve Johnson (die Nummer 75 der Welt) schon in Ehrfurcht zu erstarren. Nach 27 Minuten war der erste Satz (6:3) im Sack, nach weiteren 23 Minuten auch der zweite (6:2). Und um 05.57 Uhr MEZ machte der Maestro Schluss – wieder 6:2.
Auf Eurosport genoss Jürgen Hötker die «Trainingseinlage» des Schweizers: «Roger ist der kompletteste Spieler aller Zeiten. Da muss jeder Spieler stolz und froh sein, wenn er Federer auf der Gegenseite hat.»
Regen – Dach zu
Nur einmal kam etwas Hektik auf, als Federer im ersten Satz 4:1 führte und den Ref darauf aufmerksam machte, dass es regnete... Kurze Kabinenpause, Dach zu – und weiter spulte der 20-fache Grand Slam-Sieger (7 in Melbourne) munter sein Programm ab.
Wie es übrigens im Eröffnungsspiel auch die japanische Titelverteidigerin Naomi Osaka gegen die Tschechin Marie Bouzkova tat – 6:2, 6:4.
Coco (15) schlägt Venus (39)...
Als Bettmümpfeli zog sich dann der TV-Nachtvogel ab 6 Uhr noch das grösste Generationen-Duell aller Grand-Slam-Zeiten rein. Venus Williams (wird am 17. Juni 40) gegen ihre US-Landsfrau Coco Gauff (wird am 13. März 16).
Und den ersten Satz, der über eine Stunde dauerte (!), gewann das Super-Talent der Zukunft mit 7:6 im Tiebreak (7:5). Das Stadion flippte aus. Auch im zweiten Satz siegte die Jugend – 6:3 nach insgesamt 99 Minuten. Ob jetzt die stets bescheidene Venus genug von den grossen Turnieren hat?