Im Regen auf dem Freiburger Boulevard de Prelles hat der neutrale Zuschauer eigentlich nur eine Wahl. Auch wenn er dabei noch nässer wird: Er zieht den Hut vor der Leistung des Jungprofis Stefan Küng.
Sein Solosieg, der zweite Erfolg an seinem 14. Renntag als Radprofi, ist mehr als grosse Klasse. Ja, «King Küng» verdient den Titel. Wie auch sein zehn Jahre älterer Namensvetter Patrick Küng, der seit Februar Abfahrts-Weltmeister ist.
Nur: Der Radprofi steht vor einer noch grösseren Karriere als das Ski-Ass. Küng ist ein Jahrhunderttalent des Schweizer Sports. Ein zweiter Fabian Cancellara will er aber nicht sein. Er sagt:« Ich bin Stefan Küng, und ich bleibe Stefan Küng. Cancellara ist ein Idol, ein Vorbild. Aber ich gehe meinen eigenen Weg und lasse mich nicht von solchen Vergleichen ablenken.»
Selbst fürchterlicher Regen auf der ganzen Etappe (170 km) bringt Stefan Küng nicht aus dem Tritt. Er hat alles vorbereitet. Ist das Finale der Etappe vor einer Woche abgefahren.
Er hat das Wetter studiert. Am Start steht er in der ersten Reihe.
Er fährt mit der ersten Ausreissergruppe mit. 25 Kilometer vor dem Ziel, in der Abfahrt von Sorens, fährt er seinen letzten Begleitern davon, entgegen dem Rat seines Sportlichen Leiters.
Der kennt Stefan Küng noch nicht so gut. «Intuition ist die beste Taktik. Bei den wichtigen Rennen schaue ich mir den Parcours an. Ich beobachte während der Rennen die Fahnen, damit ich weiss, woher der Wind weht. Wenn es in den Fingerspitzen kribbelt, dann greife ich an.» Küng rettet 38 Sekunden ins Ziel. Holt nach Michael Albasini – Gewinner in Saint-Imier und Pruntrut – den dritten Thurgauer Erfolg in Serie.
Michael Albasini (34) fährt heute als Leader in die Königsetappe. «Gewinnen kann ich die Tour de Romandie nicht», sagt er. Und Stefan Küng wird nach seinem Effort im Gruppetto hinauf nach Champex-Lac VS pedalen. Fährt jetzt Kletterer Mathias Frank aufs Podest?