Legendär I
Es ist 20:05 Uhr, als die FCB-Spieler das berühmteste Stadion der Welt betreten. Anfield. Sechs Buchstaben, die bei jedem Fussballfan für Gänsehaut sorgen. «Ein Mythos», sagt FCB-Captain Marco Streller. Der 33-jährige Routinier ist zum ersten Mal an diesem sagenumwobenen Ort und dürfte etwas überrascht gewesen sein. Wer im überdimensionalen Santiago Bernabeu in Madrid war, den lässt das leere, baufällige, relativ kleine Stadion mitten in einem Liverpooler Wohngebiet im ersten Moment kalt.
Das wird sich heute ändern, wenn 45 000 ihre Reds nach vorne peitschen und dem Motto auf der Tafel im Spielertunnel («This is Anfield!») alle Ehre machen wollen. Der Spruch ist das Erbe von Liverpools legendärem Coach Bill Shankly, der die Reds in den 60er- und 70er-Jahren zu drei Meistertiteln und einem Uefa-Cup-Sieg führte und den Gast-Teams einbläute: «Glaubt nicht, dass ihr hier etwas holt!»
Sousa
Das sieht Paulo Sousa anders. Liverpool sei unter Druck, sagt der FCB-Trainer und will sich heute nicht verstecken. Obwohl den Baslern ein Remis reicht, spielt der FCB auf Sieg. «Wer mich kennt, weiss, dass ich immer gewinnen will!» Seine Mannschaft sei bereit, eine neue Seite im Geschichtsbuch zu schreiben, so der Portugiese.
Rodgers
Dort hat sich Liverpools Trainer Brendan Rodgers noch nicht verewigt, noch hat der Nordire in seiner Karriere keinen einzigen Titel geholt. Heute droht das Aus in der Champions League. «Wir wollen Basel von Anfang an unter Druck setzen», sagt Rodgers und hofft auf die Unterstützung des fanatischen Publikums. Motto: «You’ll Never Walk Alone!»
Glücksbringer
Auch FCB-Trainer Paulo Sousa ist nicht alleine, sondern in Begleitung seiner Ehefrau, Cristina Möhler, nach Liverpool gereist. Ob die bildhübsche Portugiesin den Baslern heute Glück bringt?
Suspendiert
Weniger glücklich ist die Situation für FCB-Terrier Serey Die. Im Hinspiel war der Ivorer beim 1:0-Sieg gegen Liverpool der beste Mann auf dem Feld, nun verzichten die Basler an der Anfield Road auf den 30-Jährigen. Aus disziplinarischen Gründen. Serey Die dürfte den Verein in der Winterpause verlassen, sein Vertrag läuft im Juni 2015 aus. Ob der FCB noch eine Ablösesumme kassieren wird?
Zahltag
Apropos kassieren: Sollten die Basler heute in die Achtelfinals einziehen, kassieren sie von der Uefa fast 5 Millionen Franken an Prämien. Zudem hätte der FCB ein ausverkauftes Heimspiel, was gemäss FCB-Präsident Bernhard Heusler «brutto etwa drei Millionen Franken bringt».
Koeffizient
Sportlich gesehen wäre die Qualifikation für die Champions-League-Achtelfinals hingegen unbezahlbar und würde dem Schweizer Fussball wichtige Punkte im Uefa-Ranking sichern. Zurzeit liegt die Super League in der Fünfjahreswertung noch vor der türkischen Süper Lig auf dem 11. Platz und darf damit einen direkten Champions-League-Teilnehmer stellen.
Königsklasse
Einen Champions-League-Gewinner stellt der FC Liverpool. Captain Steven Gerrard stemmte den Kübel vor neun Jahren nach dem Finalsieg gegen Milan, heute kommt er zu seinem 73. Einsatz in der Königsklasse.
«Er ist der Chef auf dem Platz, eine riesige Persönlichkeit», sagt FCB-Verteidiger Philipp Degen, der zwischen 2008 und 2011 Gerrards Mitspieler bei Liverpool war.
Umweg
«Ich bin an der Gästekabine vorbeigelaufen, weil ich so vielen Leuten Hallo sagen musste», sagt Degen und erklärt, was seine Basler heute erwartet. «Das wird sehr speziell, die Fans sind sensationell. Ich freue mich riesig auf das Spiel, das gibt uns eine zusätzliche Motivation.» Ob das reicht, um Liverpool zu eliminieren?