Hoppers-Boss Gurovits zu China-Gerüchten
«So günstig wie jetzt gibts GC nie mehr»

Steht Rekordmeister GC vor dem Verkauf an chinesische Investoren? Vieles deutet darauf hin. Was sagt GC-Boss Andras Gurovits (59)? Der Rechtsanwalt im BLICK-Interview.
Publiziert: 28.02.2020 um 09:03 Uhr
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Vieles deutet darauf hin, dass GC vor dem Verkauf an chinesische Investoren steht.
Foto: freshfocus
Max Kern

BLICK: Herr Gurovits, wie läuft bei GC eine Verwaltungsrats-Sitzung ab?
Andras Gurovits: (lacht).

Vor dem Spiegel?
Gute Frage. Ich habe mich auch schon ein paar Mal gefragt, wie ich die am besten abhalten soll, da ich der einzige Verwaltungsrat bin. Bei gewissen wichtigen Entscheiden verfasse ich ein Protokoll, in dem ich festhalte, was beschlossen worden ist.

Sprechen Sie schon chinesisch?
Nein, ich kann auch nicht Arabisch, auch nicht Russisch. Doch Russisch kann ich ein paar Brocken, wegen meiner Frau, sie ist gebürtige Ukrainerin.

BLICK fragte bereits im Oktober 2019: Steigen Chinesen bei GC ein? Die Gerüchte halten sich hartnäckig. Wie siehts aus?
Dass sich die Gerüchte hartnäckig halten, habe ich auch gehört. Ich darf leider weder zu diesem Projekt noch zu einem möglichen Projekt mit Russen, Arabern oder Amerikanern etwas sagen. Ich bitte Sie um Verständnis. Wenn ich etwas sagen würde, könnte dies einen möglichen Deal gefährden. Und das ist das Letzte, was ich will. Ich habe Geheimhaltungsverpflichtungen – und an die halte ich mich.

Wie läuft eine Suche nach möglichen Investoren ab? Haben Sie ein Inserat irgendwo im Internet geschaltet?
Nein, komischerweise lief die Suche so ab, dass Interessenten sich bei uns gemeldet haben. Entweder bei mir direkt, bei jemandem vom Zentralvorstand, bei jemanden von den Aktionären oder bei einem Gönnerclub. Zum Teil haben sich auch Vermittler gemeldet. Es war der Wunsch der Aktionäre, dass am Schluss alles über mich läuft. Darauf haben wir verschiedene Projekte aufgegleist. Selbstverständlich mussten alle eine Geheimhaltungserklärung unterschreiben. Wir verlangten von allen ein sogenanntes «Term Sheet» (ein Eckdaten-Papier, die Red.), in dem stand, was sie mit dem Klub vorhaben und wie viel sie investieren in den nächsten paar Jahren wollen. Wir wollen sicher stellen, dass der Klub zürcherisch bleibt, dass weiterhin die Tradition von GC gewahrt wird, auch die breite Vernetzung, die wir in Zürich haben mit den Gönner-Vereinigungen und den Fans.

Wäre dies alles möglich mit einem chinesischen Investor?
Wenns ein Chinese, ein Russe oder ein Araber wäre, müsste man versuchen, mit vertraglichen Massnahmen sicherzustellen, dass gewisse Dinge nicht geändert werden dürfen, wie zum Beispiel die Klubfarben oder der Name. Und im gegenseitigen Gespräch muss man dann darauf hinweisen, wie wichtig das ist. Und bei allen Projekten, die wir näher angeschaut haben, haben wir das ganz klar herausgestrichen, dass ein Donnerstag Club, ein Blue Label, Business Club, der Griffith Club alle sehr wichtig sind. Dass diese Gönner-Vereinigungen bleiben. Denn die garantieren uns auch die Vernetzung in Zürich und im näheren Umfeld von Zürich. Das ist für GC nach wie vor wichtig, völlig unabhängig davon, wer der Eigentümer ist.

Weshalb sind Sie nie auf das 100-Millionen-Angebot eingestiegen, das Ihr Vorgänger Stephan Rietiker unterbreitet haben soll?
Auch hier gilt: Ich habe eine Geheimhaltungserklärung unterschrieben, deshalb kann ich dazu nichts sagen.

Anscheinend wollte Rietiker den Namen des russischen Oligarchen nie rausrücken…
Auch dazu kann ich leider nichts sagen.

Befürchteten Sie, dass bei einem Zuschlag für die Lösung Rietiker Sie als Präsident überflüssig geworden wären?
Ich weiss ja auch nicht, was mit mir wird, wenn ein anderer Investor kommt.

Sie würden gerne GC-Präsident bleiben, nicht wahr?
Ich würde für eine Übergangsfrist gerne in irgendeiner Rolle dabei bleiben. Das wäre wohl auch zum Wohl des Klubs. Weil ich in den letzten neun Monaten doch in einige Gremien reingekommen bin und sehe, dass viel Arbeit wartet. Ich sage nicht, dass jemand anders dies nicht auch könnte. Aber ein Neuer müsste sich zuerst wieder einarbeiten. Es könnte deshalb durchaus auch im Interesse eines neuen Käufers sein, dass ich gewisse Funktionen wahrnehme. Das heisst aber nicht, dass ich Präsident sein muss.

Ihren Lohn erhalten sie von den beiden Mehrheits-Aktionären Stephan Anliker und Peter Stüber, oder? Man spricht von 40'000 Franken pro Monat.
Ich habe mit den Aktionären abgemacht, dass ich durch sie bezahlt werde. Eigentlich müsste mich ja der Klub bezahlen. Aber weil ich der einzige Verwaltungsrat bin, wollte ich als Klubvertreter nicht meinen eigenen Lohn festlegen. Auch wenn ich es von den Statuten her vielleicht hätte machen können. Zur Höhe meines Lohns: Weder bestätige ich die von Ihnen genannte Summe noch dementiere ich sie. Man muss aber auch sehen, dass ich seit letztem Juni praktisch Vollzeit für GC arbeite. Daneben habe ich hier auch noch ein Unternehmen.

Wir gehen mal davon aus, dass Sie als Partner in einer berühmten Anwaltskanzlei mit sechsstöckigen Büro-Räumlichkeiten an der Zürcher Bahnhofstrasse mehr verdienen würden als die kolportierten 40'000 Franken pro Monat…
Ja, der Kostenblock, den ich hier als Partner habe, das ist schon ein sehr substanzieller Betrag. Ich mache das bei GC nicht, um mich gesund zu stossen. Ich nehme reduzierte Ansätze in Kauf. Es liegt mir wirklich etwas an GC.

Erhält GC von der Liga die Lizenz für nächste Saison?
Ja.

Sind Sie sich sicher?
Ja.

Wer bürgt mit einer Defizit-Garantie? Peter Stüber?
Noch kurz etwas zum Defizit. In der Super League hatten wir letzte Saison ein Defizit von acht oder achteinhalb Millionen, diese Saison begannen wir mit einem prognostizierten Defizit von sechseinhalb Millionen, so wie es jetzt aussieht, werden wir mit fünf abschliessen. Für die neue Saison geben wir für die Super League und die Challenge League ein Defizit von drei, dreieinhalb Millionen an. Das zeigt, dass noch einiges drin gelegen ist und wir das auch rausgeholt haben. Das Defizit, das für die nächste Saison zu decken ist, kann man nicht mehr vergleichen mit den Zahlen, die wir jetzt, vor allem aber mit den Zahlen, die wir letzten Saison hatten. Ich denke, man darf sagen: Wir haben recht gut gearbeitet.

Nochmals, wer übernimmt die Defizit-Garantie?
Jemand übernimmt sie.

Einer der beiden Mehrheits-Aktionäre?
Jemand übernimmt sie.

Sportlich haben Sie sich diese Woche andere Ziele gesetzt. Anfang Saison sagten Sie, Sie könnten sich auch zwei, drei Saisons in der Challenge League vorstellen, am Mittwoch lancierten Sie jetzt die Kampagne «Mir wänd ufe». Weshalb diese Wende?
Nach der Vorrunde waren wir, zum Teil mit Leistungen, die nicht überragend waren, auf dem zweiten Platz, der zu den Barrage-Spielen berechtigen würde. Mit fünf Punkten Vorsprung auf den Dritten. Damals sagten wir: Den zweiten Platz sollten wir behalten können. Im Trainingslager in der Türkei setzten wir uns nochmals dieses Ziel. Wir bekennen uns dazu: Wir wollen rauf! Dann hatten wir unerwartet die ersten drei Spiele, in denen es immer schlechter wurde, und da wir schon beschlossen hatten, dass wir unbedingt um diesen Barrage-Platz kämpfen wollen, haben wir dann den Trainer-Wechsel vollzogen. Was mir für Uli Forte sehr leidtat. Es war ein Entscheid im Interesse des Klubs, den wir leider einfach machen mussten. Wir haben auch noch zusätzliche Spieler geholt.

Beim 3:0-Sieg in Schaffhausen präsentierte sich letzten Samstag eine verwandelte Mannschaft…
Die Leistung in Schaffhausen war gut.

Was hat der neue Trainer Goran Djuricin etwa mit Nassim Ben Khalifa angestellt? Er wirkte wie ausgetauscht, schoss gleich drei Tore…
Ja, er konnte befreit aufspielen. Weil jetzt neu Zé Turbo neben ihm spielt, findet er mehr Platz vor. Der Match in Schaffhausen gab uns nochmals Mut, um zu sagen: Okay, jetzt kippts. Aber natürlich: Wenn wir am Freitag gegen Aarau verlieren, war alles für die Katz. Davon gehen wir aber nicht aus. Wir hoffen jetzt wirklich, dass dieser Sieg der Mannschaft den Glauben gibt, dass sie den Barrage-Platz erreichen kann. Der Wunsch kam aus dem ganzen GC-Umfeld, auch aus der Mannschaft, dass wir jetzt ein Zeichen setzen sollten. Darum haben wir diese Kampagne gemacht. Wenns in die Hosen gehen sollte, heissts natürlich wieder, die haben den Mund zu voll genommen. Dieses Risiko müssen wir jetzt nehmen. Denn im Sport gehts am Ende nur ums Gewinnen. Aber wir haben natürlich ein grosses Problem…

…die Stadion-Abstimmung?
Nein, noch nicht. Das eine Problem ist, dass andere Mannschaften auch aufsteigen wollen. Die müssen wir auch respektieren, die spielen auch guten Fussball.

Und das Stadion? Ist GC schon am Weibeln?
Da haben wir Spezialisten, die alles vorbereiten. Sicher müssen auch die Klubs in die Hosen. Die Hoffnung ist natürlich da, nachdem wir die eigentliche Stadion-Abstimmung bereits gewonnen haben, dass wir jetzt auch noch den Gestaltungsplan durchbringen.

Nochmals zurück zu den möglichen Investoren – was macht GC so attraktiv? Ein Verein aus der zweithöchsten Schweizer Liga, bei dem es keine Garantie gibt, dass er aufsteigt, und bei dem es nicht sicher ist, ob er irgendwann ein neues Stadion erhält.
Gute Frage. Für den Investor ist GC in der Challenge League eine Momentaufnahme. Das ist gleichzeitig auch eine Chance, denn so günstig wie jetzt bekommt man GC nie mehr. Was ich immer wieder sehe: Im Ausland hat die Marke GC immer noch einen anderen Wert als bei uns. Man erinnert sich im Ausland noch an die glorreichen Zeiten.

Champions League…
Ja, und Rekordmeister, Rekordcupsieger. Ein Klub, der in der Gesellschaft gut vernetzt ist. Wir betreiben im Klub zwölf verschiedene Sportarten, haben 5000 Mitglieder. All das macht GC für ein Unternehmen interessant.

Egal, ob Chinese, Russe, Ami oder Araber. Zuletzt muss alles von Zentralpräsident Andres Iten, Ihrem Ruderkollegen, abgesegnet werden.
Nein, so krass würde ich das nicht ausdrücken. Selbstverständlich muss man den Zentralvorstand abholen, denn dieser verwaltet die Marke GC. Es ist kein Präsentieren mit darauffolgendem Kopfnicken. Es geht mehr darum, alle schon relativ früh ins Boot zu holen. Der Zentralvorstand war bei allen Sachen, die wir bis jetzt gemacht haben, schon sehr für dabei, insbesondere vertreten durch Andres Iten. Bei jenen Lösungen, die wir jetzt am diskutieren, da waren unisono alle dabei und finden es gut.

Wie viele Investoren sind noch im engeren Rennen? Mit der Anzahl verraten Sie ja kein Geheimnis…
Im engeren Rennen sind jetzt drei. Unter diesen gibts einen Favoriten.

Ist auch ein Schweizer dabei?
Eine Variante ist eine gemischte Lösung – mit Ausländern und Schweizern.

Heisst: GC kommt zumindest teilweise sicher in ausländische Hände.
Die Möglichkeit besteht. Darum müssen wir schauen, dass es eine möglichst gute Lösung geben wird. Wir versuchen mit allen vertraglichen Massnahmen, die man treffen kann, dass es zum Schluss eine gute Sache für GC wird.

Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
15
15
31
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
15
6
27
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
15
-4
22
4
FC Aarau
FC Aarau
14
5
21
5
FC Vaduz
FC Vaduz
14
-2
20
6
FC Wil
FC Wil
14
4
18
7
AC Bellinzona
AC Bellinzona
15
-7
17
8
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
14
6
16
9
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
14
-5
15
10
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
14
-18
10
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