BLICK: Die Grid-Girls verschwinden, auf den Autos wird der Cockpit-Schutz Halo montiert. Das hässlichste Formel-1-Jahr aller Zeiten?
Frédéric Vasseur: Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Die Grid-Girls werden durch Grid-Kids ersetzt, das mag ich. Beim Halo geht es um Sicherheit. Bei einem schweren Unfall werden wir dem Halo dankbar sein.
Zerstören die neuen F1-Bosse die DNA des Sports?
Auf der Strecke wurde bisher nichts geändert. Nur beim Marketing. Auch die neuen Startzeiten werden die F1 nicht auf den Kopf stellen.
Ist der neue Alfa-Romeo-Sauber C37 schon fertig?
Zum ersten Test in Barcelona wird er es sein. In den nächsten Tagen kommen viele Teile an, dann beginnt der Zusammenbau. Wie alle Teams arbeiten wir bis zur letzten Minute.
Wird er schnell sein?
Wir werden uns steigern, 2017 lagen wir teilweise weit zurück. Wir wollen im Mittelfeld kämpfen. Wir dürfen nicht vergessen, dass dies ein Langzeitprojekt ist.
Spüren Sie Druck, dass Sauber vom letzten Platz wegkommen muss?
Den gibt es immer und braucht es auch, damit jeder 100 Prozent gibt. Wir haben eine grosse Aufgabe vor uns. Wir müssen nun liefern. Es herrscht Aufbruchstimmung.
Sie kündigten einen Ausbau der Belegschaft an.
Wir arbeiten daran. Aktuell sind wir 420 Mitarbeiter. Vorerst sollen es 50 mehr werden.
Litt das Image von Sauber zuletzt?
2017 war es schwierig mit den Resultaten. Das lag an der komplizierten Lage von 2016. Man konnte keine Wunder erwarten. Und wir haben viel Energie in die Partnerschaft mit Alfa Romeo gesteckt. Sie identifizieren sich ganz mit uns und wollen Sauber als Marke bewahren. Es ist wohl das erste Mal seit der BMW-Zeit, dass Sauber solche Möglichkeiten hat.
Sie haben sich kürzlich mit Peter Sauber getroffen?
Ich wollte ihn kennenlernen, da ich ein Team mit seinem Namen führe. Er ist ein sehr wichtiger Teil der Teamgeschichte. Es war ein spannender Austausch.
Sie besitzen das Unternehmen, das die Formel-E-Autos herstellt. Welcher Renner gefällt Ihnen besser – der Formel E oder der neue Sauber?
Das sind zwei komplett verschiedene Dinge. In der Formel 1 musst du das Beste aus dem Reglement rausholen. Eine Arbeit für Ingenieure. In der Formel E sind es Einheitsautos. Eine Arbeit für Designer.
Sie führen zwei Rennsport-Firmen. Sind Sie ein Workaholic?
In diesem Winter: Ja. Bei Sauber gibt es extrem viel zu tun. Auch die Saison wird mit 21 GP hart. An Sparks Racing Technology besitze ich aber nur noch Anteile.
Wie oft sehen Sie ihre Familie?
Ein paar freie Tage gönne auch ich mir. Ich wohne jetzt in Küsnacht, meine Familie blieb in Frankreich. Wir haben noch schulpflichtige Kinder. Sie sind 10, 16, 18 und 22 Jahre alt. Alle mit der gleichen Frau, eine Seltenheit in der Formel 1 (lacht)!
Gefällts Ihnen in der Schweiz?
Ich schätze das Leben hier sehr. In wenigen Minuten ist man in der Stadt, auch der Flughafen ist nahe. In Paris ist man nach 10 Kilometern noch nirgends. Nur euer Fondue mag ich nicht so sehr, dafür die Schokolade.
Ein Schweizer Fahrer fehlt aber.
Das hat momentan keine Priorität. Aber ich habe 20 Jahre im Nachwuchsbereich gearbeitet. Ich plane auch bei Sauber eine Junior-Akademie, wohl ab 2019. Aber es muss echtes Potenzial vorhanden sein. Wie bei Charles Leclerc, der nun für uns fährt.
Leclercs Teamkollege Marcus Ericsson droht der 50. GP ohne Punkte.
Diese Serie kann schnell enden. Er hatte selten gutes Material, die Chancen waren beschränkt. In den letzten zehn GP war er aber gut. Er hat sich stark weiterentwickelt, ist ein Teamplayer und gibt ein gutes Feedback.
Lewis Hamilton lobte Sie im SonntagsBlick als grossartigen Teamchef, der besser sei als viele, die schon jahrelang dabei sind.
Er ist ein besserer Fahrer als viele andere … Es ist schön zu hören. Aber Papier ist geduldig. Entscheidend ist, dass wir hart arbeiten.