Wenn Sportklubs einem Verband die Funktionäre abwerben, kann sich dieser Verband etwas darauf einbilden. Nur kaufen kann er sich nichts davon. Raeto Raffainer (38) hat sich bei Swiss Ice Hockey innerhalb von vier Jahren vom argwöhnisch beobachteten Grünschnabel zum Sportstrategen mit internationalem Format entwickelt (selbstredend geniesst er im Ausland fast noch mehr Ansehen als in der Schweiz).
Der schwer in die Krise geratene HC Davos erfährt allein schon durch die Nachricht von Raffainers Verpflichtung eine massive strategische Kehrtwende.
HCD holt Hilfe von aussen – endlich
Endlich – man muss es so ausdrücken – lassen die Verantwortlichen des Traditionsvereins Hilfe von aussen zu. Raffainer verfügt über umfassende Fachkenntnisse, ein dichtes Netzwerk, organisatorische und strategische Fähigkeiten und einen Weitblick, der die Grenzen des überschaubaren HCD-Innenlebens sprengt.
Natürlich wird jetzt bei den Profiklubs der typisch schweizerische Angstreflex geweckt, Raffainer werde die verbleibende Zeit (er soll spätestens am 1. Oktober in Davos beginnen) bei Swiss Ice Hockey dafür nutzen, ihnen die Spieler abzujagen. Wird er wahrscheinlich nicht tun – aber selbst wenn, so funktioniert eben das Geschäft. Allein mit seiner Verpflichtung eröffnen sich dem HCD neue Wege im Bereich der Akquise.
Keine Sorgen bei Swiss Ice Hockey
Ein Problem für den Verband? Kurzfristig nicht. Dringende Pendenzen bestehen gerade keine, der Trainerstab ist in Stein gemeisselt, die Organisation der Heim-WM 2020 ist fortgeschritten und die Sichtung und Buchung der Infrastruktur für Olympia 2022 in China wird sein Nachfolger (oder ein Vertreter) übernehmen müssen.
Die kurzfristige Perspektive für den HCD heisst Ligaerhalt um jeden Preis, die Trainerfrage mit langfristiger strategischer Ausrichtung wird sich Raffainer aber bestimmt schon gestellt haben. Die allgemeine strategische Ausrichtung (Ausbildung, Nachwuchsförderung) wurde von der Sportkommission bereits definiert – und Raffainers bisherige Präferenzen schliessen eine Lösung mit jungen Schweizer Trainern zumindest nicht aus.
Leidenschaft und Innovation werden gefördert – nicht die greise Funktionärskaste
Für den Verband drängt sich eine zeitige (nicht aber eine überstürzte) Nachfolgeregelung auf. Sollten sich die Klubs nicht mit Schaum vor dem Mund auf Raffainer stürzen, besteht keine Notwendigkeit, die Kündigungsfrist von sechs Monaten nicht einzuhalten. So bleibt genug Zeit, einen geeigneten Nachfolger zu suchen.
Swiss Ice Hockey verliert wohl einen guten Mann, macht damit aber auch Werbung in eigener Sache. Hier wird nicht die international bekannte Kaste von greisen Funktionärsrentnern gefördert, sondern junge, mutige und innovative Strategen mit Leidenschaft und Perspektive. Die Kehrseite der Medaille? Solche Leute sind bei den Klubs begehrt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 22 | 24 | 43 | |
2 | Lausanne HC | 22 | 9 | 42 | |
3 | ZSC Lions | 20 | 18 | 40 | |
4 | EV Zug | 23 | 18 | 38 | |
5 | EHC Kloten | 22 | 3 | 36 | |
6 | SC Bern | 23 | 12 | 36 | |
7 | EHC Biel | 22 | -1 | 33 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 23 | -8 | 31 | |
9 | HC Lugano | 20 | -11 | 28 | |
10 | HC Fribourg-Gottéron | 22 | -10 | 28 | |
11 | SCL Tigers | 20 | -4 | 26 | |
12 | Genève-Servette HC | 18 | -2 | 24 | |
13 | HC Ambri-Piotta | 20 | -14 | 24 | |
14 | HC Ajoie | 21 | -34 | 18 |