Der Vollstrecker, im abfälligen Sinn auch mal «Goon» (dummer Schläger) genannt, war in der NHL während Jahrzehnten für die Boxkämpfe verantwortlich. Es gab gar Spieler, die nur deshalb einen Platz in der NHL bekamen, weil sie als Bodyguard für einen Superstar und dessen Sicherheit zu sorgen hatten.
Dieser Typus Spieler wird jetzt ausgemerzt. Ein Blick in die Kader der NHL-Teams zeigt, dass die «tough guys» immer noch da sind – aber die harten Typen sind, wie Montreals Brandon Prust, immer mehr auch in der Lage, mit dem Puck umzugehen.
Im Verlauf der letzten fünf Jahre fand ein Wandel statt: Gemäss einer Hochrechnung der auf prügelnde Eishockeyspieler fixierten Webseite «hockeyfights.com» wird es in dieser Saison zu rund 431 Boxeinlagen kommen – ein massiver Rückgang im Vergleich zu 2009/2010, als 714 mal gekämpft wurde.
Die NHL hat sich quasi neu erfunden und setzt nun verstärkt auf Tempo und Talent. Das allein macht es für die Vollstrecker ohne Gespür für das Spiel schon schwer, einen Platz in einem Team zu finden. Detroits Trainer Mike Babcock ist ein Trendsetter, der in all seinen vier Sturmlinien auf Tempo und Talent setzt, während andere Trainer ihre Prügelknaben in der 4. Linie verstecken. Wie oft denn in den Playoffs gekämpft werde, fragt Babcock zurecht.
Kopfverletzungen sind für die Liga ein latentes Problem, das immer öfters für imageschädigende und kostenintensive Zivilprozesse sorgt. Die mysteriösen Todesumstände des früheren Vollstreckers Derek Boogard (starb am 13. Mai 2011) zum Beispiel hängen immer noch wie ein Damoklesschwert über der Liga und werden wohl erst nächstes Jahr in einem Gerichtssaal aufgeklärt.
Logischerweise müssten die Boxeinlagen deshalb aus der NHL verbannt werden, oder nicht? Nicht unbedingt. Die Faustkämpfe werden wohl immer einen Platz in der NHL haben, auch wenn die Bosse das eigentlich nicht wollen: Schlägereien sind Spektakel – und das bringt in den USA immer noch die meisten Fans in die Stadien.