Das zottige Maskottchen der Philadelphia Flyers heisst «Gritty». Der Name steht stellvertretend für die Vorlieben der Sportstadt Philadelphia, hier wurden seit je her Spieler und Teams verehrt, die sich den Stilmitteln der Arbeiterschaft bedienten: Robust, wehrhaft, bodenständig, ausdauernd. Und wenn nötig: auch mal frech.
Nach der Amtseinführung im Herbst 2018 dauert es nicht lange, bis das Maskottchen der Flyers über die Stadtgrenzen hinaus Bekanntheit erlangt. Die vorwitzige Kreatur mit orangem Bart, Kulleraugen, Helm und Schlittschuhen ist in Talkshows zu Gast, zettelt im Stadion Streit mit gegnerischen Fans an, rennt während der Pausenunterhaltung die Teilnehmer auf dem Eis über den Haufen oder deckt sie mit Fusstritten ein. Auf Twitter legt sich Gritty mit jedem an, der sich nicht vorbehaltlos zu den Flyers bekennt. Ein streitlustiges Ding.
Die beherzten Auftritte der schrulligen Kreatur passen aber nicht allen in den Kram. «Ein Muppet auf LSD», ätzte mal eine Zeitung aus der in Philadelphia mit Argwohn bedachten Stadt Pittsburgh.
Seit kurzem steht die über zwei Meter grosse Puppe allerdings im Visier der Justiz: Gritty soll im letzten Herbst einen 13-Jährigen attackiert haben. Während einer Promotion für Dauerkartenbesitzer habe der Junge dem sitzenden Maskottchen den Kopf getätschelt, worauf das Maskottchen aufgestanden sei und dem Knaben mit Schmackes einen Schlag gegen den Rücken versetzt habe.
Ein Chiropraktor (=Handaufleger) stellte eine Woche später eine Rückenprellung fest, Zeugen für den Angriff sind ausser dem Vater des Jungen keine bekannt. Nun ermittelt die Polizei. Aber gegen wen? Gegen ein leeres Halloween-Kostüm? Von Maskottchen ist vor allem eines zu halten: Abstand. Früher oder später machen die immer Ärger.