Roland Maag (31) erhebt sich langsam aus seinem Rollstuhl. Stützt sich auf den Bettrand. Macht in seinem WG-Zimmer für Behinderte ein paar Schritte. Ganz zögerlich. «Schau, ich kann wieder laufen», sagt er und strahlt übers ganze Gesicht. Doch Roli, wie ihn seine Freunde nennen, kann nicht nur gehen, er kann auch wieder sprechen, lesen und seit ein paar Wochen sogar mit dem Natel telefonieren und SMS schreiben.
Was für die meisten Menschen selbstverständlich ist, grenzt bei dem FCZ-Fan an ein Wunder. Noch vor zwei Jahren konnte er weder reden, schlucken noch irgendeinen Körperteil bewegen. War vollständig gelähmt. Musste künstlich ernährt werden.
Und alles wegen eines einzigen Faustschlags. Nur wenige Stunden nachdem sein geliebter FCZ am 13. Mai 2006 gegen den FC Basel den Meistertitel geholt hatte, schlug Schläger Daniel K.* (24) mit voller Wucht zu. Ohne jede Vorwarnung. Mitten ins Gesicht. Roli verlor das Gleichgewicht, stürzte zu Boden und blieb bewusstlos auf dem Rücken liegen. Das alles nur, weil er zwischen zwei Gruppen pöbelnder Fans schlichten wollte.
Als der Autospengler nach 14 Tagen aus dem Koma erwachte, war nichts mehr, wie es einmal gewesen war. «Die Ärzte sagten uns, dass Roli für immer gelähmt sein werde», sagt Stiefvater Christian Z.* (65). «Und jetzt das. Unglaublich. Wir sind überglücklich.»
Doch die Genesung ist nicht komplett. Obwohl sich Rolis Gesundheitszustand ständig bessert, wird er lebenslang behindert und auf fremde Hilfe angewiesen sein. Sein linker Arm ist noch immer gelähmt, sein Gedächtnis noch nicht vollständig zurückgekehrt. «Zusammenhänge sieht er nicht, auch erinnern kann er sich nur schlecht», sagt Z., der sich seit dem Schicksalsschlag rührend um seinen Stiefsohn kümmert. Doch Roli kämpft. Gibt nie auf. «Ich will wieder gesund werden, richtig laufen können – und irgendwann einmal wieder als Autospengler arbeiten.»
Was damals in der Meisternacht 2006 passierte, weiss er nur aus Erzählungen. Er selbst kann sich an nichts erinnern. Doch eines weiss er ganz genau. In elf Tagen, am 12. März, kommt Schläger Daniel K. vor Gericht (siehe Artikel unten).
Dieser Daniel K., der sich in den knapp drei Jahren nie bei seinem Opfer gemeldet hat. «Ich warte immer noch auf eine Entschuldigung», sagt Roli enttäuscht.
* Namen der Redaktion bekannt
Er schlägt zu. Immer wieder. Kurz bevor Daniel K.* im Mai 2006 Roland Maag (31) ins Koma prügelte, hatte er im Zürcher Stadion Letzigrund eine junge Frau blutig geschlagen. Doch nicht einmal das tragische Schicksal des an den Rollstuhl gefesselten Maag schreckte ihn ab: Wenige Monate nach der FCZ-Meisternacht schlug er wieder zu. Wieder mitten ins Gesicht. Wieder blieb sein Opfer, ein junger Mann, bewusstlos liegen.
Daniel K. ist unbelehrbar, ein notorischer Prügler. Trotzdem kann er am 12. März vor dem Bezirksgericht Zürich mit einer milden Strafe rechnen. Laut Anklage muss er sich nicht wegen vorsätzlicher, sondern «nur» wegen fahrlässiger schwerer Körperverletzung verantworten. Damit drohen ihm statt zehn höchstens drei Jahre Haft.
«Skandalös», findet Roland Maags Anwalt Christoph Erdös (46). «Wer jemanden mit voller Wucht ins Gesicht schlägt, nimmt eine schwere Verletzung bewusst in Kauf.» Zweimal habe er deswegen bei der Zürcher Staatsanwaltschaft um ein höheres Strafmass gebeten. Vergebens. Auch der Basler Strafrechtsprofessor Peter Albrecht (63) gibt Erdös recht: «Die Strafanklage ist äusserst wohlwollend. Man fragt sich, warum man den Täter nicht auf vorsätzliche schwere Körperverletzung anklagt.»
Das sieht sogar der zuständige Staatsanwalt Edwin Lüscher (52) so. «Der Fall Maag hätte sich geeignet, um eine Verschärfung der Rechtsprechung zu prüfen. Man hätte auch eine eventualvorsätzliche Tat in Betracht ziehen können», sagt er zu SonntagsBlick.
Warum wehrte sich Lüscher dann nicht gegen die unzureichende Anklageschrift? «Für mich war es wichtiger, dass man in der Sache aktiv wird, als über rechtliche Einordnung zu streiten.» Lüscher hofft nun auf das Gericht. Er würde es gar begrüssen, wenn die Anklage neu beurteilt wird: «Selbstverständlich wäre es im Sinne des Geschädigten, wenn die Anklage zurückgewiesen würde – was ich verstehen könnte.»
Täter Daniel K. wollte sich nicht äussern. Sagt nur: «Klar tut mir Roli leid.»
* Name der Redaktion bekannt
Er schlägt zu. Immer wieder. Kurz bevor Daniel K.* im Mai 2006 Roland Maag (31) ins Koma prügelte, hatte er im Zürcher Stadion Letzigrund eine junge Frau blutig geschlagen. Doch nicht einmal das tragische Schicksal des an den Rollstuhl gefesselten Maag schreckte ihn ab: Wenige Monate nach der FCZ-Meisternacht schlug er wieder zu. Wieder mitten ins Gesicht. Wieder blieb sein Opfer, ein junger Mann, bewusstlos liegen.
Daniel K. ist unbelehrbar, ein notorischer Prügler. Trotzdem kann er am 12. März vor dem Bezirksgericht Zürich mit einer milden Strafe rechnen. Laut Anklage muss er sich nicht wegen vorsätzlicher, sondern «nur» wegen fahrlässiger schwerer Körperverletzung verantworten. Damit drohen ihm statt zehn höchstens drei Jahre Haft.
«Skandalös», findet Roland Maags Anwalt Christoph Erdös (46). «Wer jemanden mit voller Wucht ins Gesicht schlägt, nimmt eine schwere Verletzung bewusst in Kauf.» Zweimal habe er deswegen bei der Zürcher Staatsanwaltschaft um ein höheres Strafmass gebeten. Vergebens. Auch der Basler Strafrechtsprofessor Peter Albrecht (63) gibt Erdös recht: «Die Strafanklage ist äusserst wohlwollend. Man fragt sich, warum man den Täter nicht auf vorsätzliche schwere Körperverletzung anklagt.»
Das sieht sogar der zuständige Staatsanwalt Edwin Lüscher (52) so. «Der Fall Maag hätte sich geeignet, um eine Verschärfung der Rechtsprechung zu prüfen. Man hätte auch eine eventualvorsätzliche Tat in Betracht ziehen können», sagt er zu SonntagsBlick.
Warum wehrte sich Lüscher dann nicht gegen die unzureichende Anklageschrift? «Für mich war es wichtiger, dass man in der Sache aktiv wird, als über rechtliche Einordnung zu streiten.» Lüscher hofft nun auf das Gericht. Er würde es gar begrüssen, wenn die Anklage neu beurteilt wird: «Selbstverständlich wäre es im Sinne des Geschädigten, wenn die Anklage zurückgewiesen würde – was ich verstehen könnte.»
Täter Daniel K. wollte sich nicht äussern. Sagt nur: «Klar tut mir Roli leid.»
* Name der Redaktion bekannt