Sie ist eine von nur zehn Singzikadenarten in der Schweiz. Bergzikaden sind eine Untergruppe der Singzikaden. Sie haben dunkle Körper und glasige Flügel. An ihrem Aussehen lassen sie sich kaum unterscheiden, dafür an ihrem Gesang. Bei diesem wechseln sich in einem komplizierten Muster Ziehlaute und schnelle, rhythmische Phasen ab.
Das Team um Peter Nagel von der Universität Basel sowie slowenische und US-Kollegen haben die Genetik, die Morphologie und vor allem den Gesang der Tiere analysiert. Die Resultate sind nun im Fachblatt «Zoological Journal of the Linnean Society» veröffentlicht worden.
Die bevorzugten Lebensräume der neu entdeckten Bergzikadenart sind lichte, warme Laubwälder und Magerwiesen mit viel Gebüsch. Die Tiere singen auf Sträuchern oder im Gras und ernähren sich von Pflanzensäften. «Im Nordapennin ist Cicadetta sibillae die häufigste Singzikade überhaupt», erklärte ihr Entdecker Thomas Hertach, Doktorand an der Uni Basel, in einer Mitteilung der Hochschule.
Das Verbreitungsgebiet der «Italienischen Bergzikade» erstreckt sich von Neapel bis in die Südschweiz. Hier kommt sie in einem knappen Dutzend Populationen im Tessin und zwei winzigen Beständen im Bündner Misox vor. Am Tessiner Monte San Giorgio leben alpenweit am meisten Individuen.
Dagegen steht die Art in Graubünden bereits kurz nach ihrer Entdeckung vor dem Aussterben. Erste Schutzmassnahmen in Zusammenarbeit mit dem Kanton und Pro Natura seien geplant, schreibt die Universität.
Die Forscher gehen davon aus, dass sich die neue Zikadenart vor mindestens einer Million Jahren während der Eiszeiten in milden Rückzugsgebieten in Italien gebildet hat. Sie unterscheidet sich deutlich von einer nah verwandten Art aus den Pyrenäen, von der sie über 450 Kilometer weit getrennt lebt.
Singzikaden besitzen am Hinterleib ein Organ mit Platten, die durch einen Muskel in Schwingung versetzt werden; ein Luftsack sorgt für die nötige Resonanz. Die Gesänge dienen den Männchen, um Weibchen anzulocken, und sind für jede Art typisch.
Der Schweizer Forscher Johann Jacob Bremi beschrieb schon 1849, dass Bergzikaden sehr verschieden singen können. Doch sein Wissen geriet lange in Vergessenheit: Erst ab 2000 haben akustische Studien gezeigt, dass Bergzikaden europaweit aus einer Gruppe von unterschiedlichen Arten bestehen.
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