Traurig schaut Damiano Vivacqua (65) dem Treiben zu. Auf der Weide des Nachbarn lassen die SBB bis zu 20 Meter tiefe Löcher in den Boden rammen. Das hohe hydraulische Bohrgerät wirft auch seinen Schatten auf den 8000 Quadratmeter grossen Hof des Süditalieners. Wie ein Mahnmal für das, was droht: der Abriss seines kleinen Paradieses. Denn die zwei Eigenheime, der Obstgarten und die Ställe der verschiedenen Tiere stehen auf jenem Gelände in Castione TI, das die SBB für ihr neues Industriewerk beanspruchen. Dazu gehört auch der Hof von Damiano Vivacqua (BLICK berichtete).
SBB stechen auch im Hof der Vivacquas nach Bodenproben
Auch beim Rentner und Kleinbauern tauchten die Herren der SBB schon auf. Sie stachen mit einem Handgerät in den Boden des Obstgartens und der Koppel. Dass aus insgesamt 80'000 Quadratmetern hochwertigem Ackerland nun Bauland werden soll, empört auch den Tessiner Bauernverband.
In einer Pressemitteilung erklärt die Unione Contadini Ticinesi, dass die Zeiten vorbei seien, in denen die Bahnen sich einfach Land nach Belieben nehmen konnten. «In Castione handelt es sich um sogenannte Fruchtfolgeflächen», so Verbandspräsident Robert Aerni (64). Und weiter: «Für dieses beste Landwirtschaftsland gelten in der Schweiz spezielle Schutzbestimmungen.» Der Verband droht mit einem Referendum gegen das SBB-Grossprojekt, sollten Bund, Kanton und Gemeinde es genehmigen.
Vivacqua hofft auf Nachbarhof, der zum Verkauf steht
Damiano Vivacqua klammert sich an einen letzten Strohhalm. Gleich hinter dem geplanten SBB-Bau, in Claro TI, steht ein Hof mit Stall und viel Land zum Verkauf. «Vielleicht könnten die SBB diesen Hof kaufen und uns geben», hofft Damiano Vivacqua. Er hat den Vorschlag schon bei den SBB eingereicht. Eine Antwort blieb bislang aus.
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