Leichtathletik-EM 2014
Positive Schlussbilanz trotz enttäuschendem Ticketverkauf

Die Veranstalter der Leichtathletik-EM in Zürich ziehen eine positive Schlussbilanz. Der Grossanlass habe nicht nur Besucher und Athleten begeistert, sondern dem Sport, dem Tourismus und der übrigen Wirtschaft in der ganzen Schweiz massgebliche Impulse verliehen. Unerfreulich sei einzig der schlechte Ticketverkauf.
Publiziert: 08.12.2014 um 17:24 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:31 Uhr

Insgesamt 148'498 Zuschauer besuchten vom 12.-17. August die Wettkämpfe im Stadion Letzigrund. Dies geht aus dem Schlussbericht hervor. Während der Abend- und Nachmittags-Wettkämpfe betrug die Stadionauslastung im Schnitt 81 Prozent. Während der vier Morgen-Wettkämpfe war der Letzigrund hingegen nur zu 65 Prozent belegt.

Die Erträge aus dem Ticketverkauf lagen deshalb rund sechs Millionen Franken tiefer als budgetiert. «Hier haben wir uns deutlich vertan», sagte Patrick K. Magyar, Chef der Leichtathletik EM 2014 AG, vor den Medien. Die Gründe dafür seien vielfältig.

Beim Budgetieren habe man sich an der Leichtathletik-EM 2006 in Göteborg orientiert. Rückblickend müsse man sagen, dass man zu wenig berücksichtigt habe, dass es in der Schweiz - anders als in Schweden - keine Leichtathletik-Stars gebe, die eine breite Masse ins Stadion locken.

Magyar räumte ein, dass massiv günstigere Ticketpreise wohl zu einer höheren Stadionauslastung geführt hätten. Allerdings wären dadurch die erzielten Erträge noch tiefer ausgefallen.

Das Budget des Anlasses betrug rund 33 Millionen Franken. Unter Berücksichtigung der von Stadt, Kanton und Bund gesprochenen Beiträge von insgesamt 10 Millionen Franken resultiert wegen der tiefen Ticket-Einnahmen ein Defizit von 3,16 Millionen Franken.

Gut 2 Millionen Franken davon sind durch das Eigenkapital der Organisatoren gedeckt. Die restlichen 1,14 Millionen Franken Defizit werden je zur Hälfte von Privaten und von der öffentlichen Hand - Stadt, Kanton und Bund - getragen.

Magyar geht davon aus, dass zukünftige Veranstaltungen dieser Grössenordnung auf mehr Unterstützung der öffentlichen Hand angewiesen sein werden oder private Partner finden müssen.

Neben der Sportwelt hat auch der Tourismus stark von der EM profitiert. Die Besucher der Leichtathletik-EM generierten mehr als 60'000 Übernachtungen. Damit waren die Europameisterschaften für rund einen Achtel der August-Logiernächte im Kanton Zürich verantwortlich und eine massgebliche Stütze für den Zürcher Tourismus im verregneten Sommer.

Die EM löste schweizweit Umsätze von 146 Millionen Franken aus, wie Hansruedi Müller, Präsident Swiss Athletics, ausführte. Davon entfielen 95 Millionen Franken auf den Kanton Zürich. Die Bruttowertschöpfung betrug insgesamt 65,7 Millionen Franken - davon 40 Millionen Franken im Kanton Zürich.

358 Millionen Sportbegeisterte haben die Wettkämpfe am Fernsehen mitverfolgt. Das ist laut Stadtrat Gerold Lauber, Vorsteher des Schul- und Sportdepartements, «unbezahlbares Standortmarketing».

Auch gehe er davon aus, dass all die präsentierten Zahlen «wahrscheinlich stimmen». Aber ihm und vielen anderen Leuten blieben wohl nicht Zahlen in Erinnerung sondern der «wahnsinnige Marathon, der unverhoffte Sieg von Kariem Hussein und das Pech der Staffel-Damen».

Zudem sei es gelungen, mit den Aktivitäten auf dem Sechseläutenplatz (220'000 Personen) und den Strassenwettkämpfen (Marathon/Gehen 100'000 Zuschauer) auch Leute ausserhalb des Stadions für die EM zu begeistern. Aus Sicht der Stadt Zürich habe die EM «alle Hoffnungen erfüllt», sagte Lauber.

Ähnlich begeistert wie Lauber äusserte sich auch Regierungsrat Mario Fehr, Vorsteher der Sicherheitsdirektion. Er und seine Regierungskollegen bewerteten den Anlass «unisono positiv». Sie alle seien nach den Sommerferien «beschwingt von der EM in den Regierungsalltag gestartet».

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