Moutier sieht seine Zukunft definitiv im Kanton Jura. Die Stimmberechtigten des bernjurassischen Städtchens haben sich heute mit 2067 Ja gegen 1930 Nein knapp für einen Kantonswechsel ausgesprochen.
Damit geht ein spannender Abstimmungs-Krimi zu Ende. Eigentlich hätte das Resultat bereits um 15 Uhr bekannt werden sollen. Doch die Auszählung zog sich hin. Erst kurz nach 17 Uhr war klar: Moutier soll vom Kanton Bern zum Kanton Jura wechseln. Die im Kantonshauptort Delsberg in einem Sitzungszimmer versammelten Mitglieder der Kantonsregierung sprangen bei der Bekanntgabe des Resultates von ihren Sesseln auf, so gross war ihre Freude.
Die Mehrheit des Stimmvolks von Moutier bekräftigte damit ihr bereits 2013 an der Urne abgegebenes Bekenntnis zum Kanton Jura. Damals sprach sich Moutier als einzige Gemeinde im Berner Jura für das Zusammengehen der Region mit dem nördlichen Nachbarkanton aus, weshalb es am Sonntag nochmals über die Frage abstimmen durfte.
Ergebnis hieb- und stichfest
Für den Urnengang wurden aber umfassende Vorkehrungen getroffen, damit das Ergebnis hieb- und stichfest ist. Das Resultat, das heute publiziert werde, müsse absolut vertrauenswürdig und unanfechtbar sein, sagte Jean-Christophe Geiser, der im Bundesamt für Justiz für die Jurafrage verantwortlich ist.
Ab Mittag kümmerte sich das Abstimmungsbüro zunächst um die Kontrolle der Stimmrechtskarten. Kurz nach 15.30 Uhr begann die eigentliche Auszählung der Stimmzettel.
32 Personen waren an der Auszählung der Stimmzettel beteiligt - darunter 10 Juristen des Bundesamtes für Justiz. Sie mussten die Stimmkarten mit dem Wahlregister vergleichen, um jegliche Unregelmässigkeiten auszuschliessen. Die Stimmenzähler durften keine Telefone mit sich tragen und das Gebäude nicht verlassen.
Voraussichtlich am 17. September werden noch die Gemeinden Sorvilier und Belprahon über einen allfälligen Wechsel zum Kanton Jura abstimmen. Definitiv beim Kanton Bern bleiben wollen die Gemeinden Grandval und Crémines. Sie hatten schon früher bekannt gegeben, ganz auf eine Abstimmung zu verzichten.
Der Kanton Jura will nur dafür sorgen, dass sich die Lage von Moutier gegenüber heute verbessern wird. So soll Moutier zu einem «städtischen Zentrum von kantonalem Interesse» erklärt werden. Moutier soll 7 der 60 Sitze im Kantonsparlament stellen und 172 Beamtenstellen erhalten.
Bittere Enttäuschung für Berntreue
Für die Berner glich die Bekanntgabe des Ergebnisses auf jeden Fall einem Wechselbad der Gefühle. Denn unmittelbar nach Bekanntgabe des Resultats glaubten die Proberner zuerst an einen Sieg.
Sie skandierten «on a gagné, on a gagné!» («Wir haben gewonnen») - bis ein Mann durch die Versammlungshalle lief und sagte: «Wir haben verloren!» Danach machte sich Ernüchterung breit im Forum de l'Arc am südwestlichen Ortsausgang von Moutier, wo sich die Berntreuen versammelt hatten.
Euphorische Jura-Fans
Nach dem Urnengang zogen Anhänger der Autonomisten in Grüppchen und Familien Richtung Bahnhof-Restaurant. Freudenschreie, Hupkonzerte und ein jurassisches Fahnenmeer: Am Sonntagabend gabs auf der Place Roland-Béguelin kein Durchkommen mehr. Schon vor der Bekanntgabe des Resultats herrschte dort Volksfeststimmung. Mit jedem Zug kamen Unterstützer aus dem Kanton Jura an. Gemeinsam sang man das Jura-Lied «La Nouvelle Rauracienne».
Auf den Treppenstufen zum Eingang des Restaurants «de la Gare» wurde ein roter Teppich ausgelegt und ein in den Jurafarben rot und weiss drapiertes Rednerpult installiert.
Auch der Stadtpräsident von Moutier, Marcel Winistörfer, wartete gespannt auf das Abstimmungsergebnis. Er sei erleichtert, dass heute nun endlich abgestimmt werde, sagte Winistörfer der Nachrichtenagentur sda.
Ruhige Berner
Während bei den Jura-Fans bereits vor der Bekanntgabe des Resultats beste Stimmung herrschte, liessen es die Proberner ruhiger angehen. Auch deren Stammlokale hatten Kundschaft, doch der Hauptharst der Anhänger wollte sich etwas ausserhalb der Stadt im Froum de l'Arc treffen. Vereinzelt kamen vorwiegend jüngere Männer im «Berner Mutz» zum Abstimmungslokal, um ihrer Gesinnung Ausdruck zu verleihen.
Patrick Röthlisberger, Sprecher des Komitees «Moutier-Prévôté» zeigte sich am Nachmittag zuversichtlich. Er sagte, es könne ja schon sein, dass man in Moutier ein jurassisches Herz habe. Doch das Portemonnaie sei eben bernisch. Rein finanziell betrachtet werde ein Verbleib Moutiers beim Kanton Bern den Einwohnern dieses Städtchens von Vorteil sein. Er sollte nicht recht behalten mit seiner Einschätzung.
Grosse Sicherheitsvorkehrungen
Die Abstimmung über die Kantonszugehörigkeit Moutiers fand unter grossen Sicherheitsvorkehrungen statt. Um jeden Verdacht auf Unregelmässigkeiten möglichst von vornherein ausschliessen zu können, mussten jene, die brieflich abstimmen wollten, ihr Couvert nicht der Gemeinde, sondern dem Bundesamt für Justiz in Bern senden.
Von Bern aus wurden die fünf versiegelten Urnen am Morgen mit einer Polizeieskorte nach Moutier gebracht. Dort werden die Abstimmungszettel in der Mehrzweckhalle «Sociét'Halle» ab Mittag ausgezählt.
Bis am Mittag konnten die Stimmberechtigten in der Sociét'Halle noch ihre Stimme abgeben. Davon wurde durchaus Gebrauch gemacht. Schlangen bildeten sich aber keine.
Wegen des knappen Ausgangs ist mit möglichen Abstimmungsbeschwerden zu rechnen. Keine aufschiebende Wirkung hatten drei Rekurse, die bereits vor dem Urnengang beim Regierungsstatthalter des Berner Jura eingegangen waren.
Sorge um Provokationen
Sie betreffen die Vorwürfe, wonach Abstimmungscouverts aus Altersheimen mitgenommen worden seien oder im Abstimmungsregister auch die Namen von bereits Verstorbenen figuriert haben sollen.
Im Vorfeld des Urnengangs riefen die Stadtbehörden von Moutier und die beiden grossen Abstimmungskomitees die Bevölkerung zu Besonnenheit und Ruhe auf. Um gegenseitige Provokationen zu vermeiden, versammelten sich die beiden Lager am Sonntag auch örtlich getrennt.
Für den Kantonswechsel leiteten die beiden Kantonsregierungen ein gemeinsames Prozedere ein. Nach Volksabstimmungen in beiden Kantonen muss dann die Bundesversammlung definitiv grünes Licht geben. (sas/SDA)
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