Feier in Luzern
Rund 400 Personen gedenken Hans Küng

Rund 400 Personen aus Politik und Kirche sowie Freunde und Angehörige haben am Freitagabend in Luzern des Schweizer Theologen Hans Küng gedacht, der im April verstorben war. Bischof Felix Gmür würdigte den Kirchenkritiker, bei dem er etwas Versöhnendes gespürt habe.
Publiziert: 03.09.2021 um 19:55 Uhr
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Ein Bild des am 6. April 2021 verstorbenen Schweizer Theologen Hans Küng anlässlich dessen Gendenkfeier in der Jesuitenkirche am Freitag in Luzern.
Foto: URS FLUEELER

Küng hatte sich eine «heitere Dankesfeier in ökumenischem Geist» gewünscht. Diese organisierten die Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche sowie die Stiftung Weltethos, die Küng jahrelang präsidiert hatte, in der Luzerner Jesuitenkirche.

Im voll besetzten Gotteshaus an der Reuss galt wegen der Coronapandemie eine Maskenpflicht. Auf eine Eucharistiefeier wurde verzichtet. Der knapp zweistündige Anlass wurde vom Schweizer Fernsehen SRF live übertragen.

Den «ökumenischen Geist», der in Küngs theologischem Wirken einen besonderen Stellenwert hatte, würdigten die Organisatoren der Feier auch bei der Musikwahl: Orgel-, Chor- und Orchestermusik stammte vom Lutheraner Johann Sebastian Bach, dem Katholiken Wolfgang Amadeus Mozart sowie den Juden Fanny und Felix Mendelssohn Bartholdy.

Neben der Musik wurden ausgewählte Texte und Gebete aus Küngs Feder vorgetragen. Nicht fehlen durfte dabei ein Auszug aus seinem Projekt Weltethos, das den Religionsfrieden als Voraussetzung für den Weltfrieden sieht.

Küng war Querdenker in der katholischen Kirche, Professor und Autor, er starb am 6. April im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in Tübingen (D). Dort, auf dem alten Stadtfriedhof, wurde er beigesetzt. Der gebürtige Surseer Theologe und Philosoph zählte zu den bekanntesten Kritikern der Amtskirche.

Küngs Thesen zu den Themen Unfehlbarkeit, Kirche und Gott führten 1979 zum Entzug der kirchlichen Lehrbefugnis. Gleichzeitig erlangte er dadurch grosse Popularität. Er wurde für sein Schaffen mit vielen Ehrendoktoraten hauptsächlich ausgezeichnet.

«Hans Küng war einer, der niemandem nach dem Mund redete, aber vielen aus der Seele sprach», sagte der amtierende Präsident der beiden Stiftungen, Odilo Noti in seiner Würdigung. Freiheit sei für Küng ein Lebensthema gewesen.

Sich selber habe er mit Blick auf die Kirche als Renovierer gesehen. Ihm sei bewusst gewesen, dass kirchliche Ruinen zwar eine Faszination ausüben, man in ihnen aber nicht wohnen könne. «Die gegenwärtige, ruinöse Situation der Kirche gibt ihm recht», sagte Noti.

Alois Riklin vom Weltethos-Stiftungsbeirat schilderte, wie der gegenwärtige Papst Franziskus Küng Respekt zollte. Er habe ihm vier handschriftliche Briefe geschickt, die er jeweils mit «Francesco» unterzeichnet habe. Diese vorbehaltlose Sympathie sei für Küng eine grosse Genugtuung gewesen.

Sein Wunsch nach einer öffentlichen Rehabilitierung im letzten Weihnachtsbrief an den Papst, wurde ihm allerdings nicht mehr erfüllt. «Die Warteliste ist lang», sagte Riklin und erntete ein Schmunzeln in den Kirchenbänken.

Auch dem Bischof von Basel, Felix Gmür, der den Verstorbenen würdigte, blieb Küngs Sympathie für den aktuellen Papst nicht verborgen. Er habe sich gefreut, weil er bei Küng «etwas Versöhnendes spürte», sagte Gmür.

Küng sei der Auseinandersetzung nicht ausgewichen. Es habe ihm nicht behagt, dass einige seiner Antworten nicht ungeteilte Zustimmung fanden. Dass die Debatte über viele Fragen heute wiederaufgenommen werde, hätte ihn aber bestimmt gefreut. Zusammen mit dem deutschen Bischof Gebhard Fürst sprach Gmür das Totengebet für den Verstorbenen.

(SDA)

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