Bisher älteste Darstellung
Relief zeigt eine Mathe-Stunde vor 2500 Jahren

Forschende der Universitäten Freiburg und Genf haben eine 2500 Jahre alte Darstellung einer Mathe-Lektion auf einem griechischen Grabrelief entdeckt. Es handle sich dabei um den ältesten, bislang bekannten Nachweis einer Rechenstunde.
Publiziert: 27.04.2022 um 10:58 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2022 um 12:25 Uhr
Das 2500 Jahre alte Relief soll die älteste Darstellung einer Rechenstunde sein, wie die Forschenden vermuten.
Foto: Diachronic Museum of Larissa

Für Véronique Dasen, Professorin für Archäologie an der Universität Freiburg, ist dieses «aussergewöhnliche» Relief ein «Zeugnis eines einfachen, aber essentiellen Berufs». Es zeige, wie ein Lehrer einen Jungen in Arithmetik unterrichte, sagte sie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Zusammen mit dem Genfer Mathematiker Jérôme Gavin, der sich auf die Geschichte des Rechnens spezialisiert hat, konnte die Archäologin verschiedene Elemente identifizieren, die darauf hindeuten, dass es sich bei dem dargestellten Abakus nicht um ein Spiel, sondern um ein Recheninstrument handeln dürfte. Davon berichten die Forschenden in der Fachzeitschrift «Board Game Studies Journal».

Der verzierte Grabaltar in einem Museum im griechischen Krannon stammt aus dem 5. Jahrhundert vor Christus; die bislang ältesten bekannten Darstellungen von Rechenübungen sind zweihundert Jahre jünger.

Die griechischen Abakusse waren Instrumente, die entweder für ein Würfelspiel oder zum Rechnen mit Steinen verwendet werden konnten. Auf dem von den Forschenden untersuchten Relief zeigt ein bärtiger Mann - wohl der Lehrer - mit dem Finger auf einen Halbkreis über den fünf Linien des Abakus und erklärt, «wie man eine Berechnung durchführt», erklärte Dasen. Dieser Halbkreis könnte etwa als Hilfe gedient haben, um Wechselkursberechnungen durchzuführen.

So deuten die Forschenden die Darstellung als «fröhliche Lernszene», in der das Kind zugleich mit einem Hund spiele. Der Name des Lehrers sei ebenfalls auf dem Relief zu lesen: Phanaios, was «der, der das Licht bringt» bedeute.

«Es gibt nur sehr wenige Texte, die von diesen alltäglichen Lehrern wie dem Mann aus Krannon berichten», so Dasen. «Man sprach von Archimedes, Euklid, den grossen Theoretikern, aber nicht von denen, die Kinder unterrichten.»

Das sei das Paradoxe an der Antike: Die am häufigsten ausgeübten Aktivitäten seien am wenigsten beschrieben worden, sagte denn auch der Mathematiker Gavin.

https://doi.org/10.2478/bgs-2022-0009

(SDA)

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