«Viele Leute wissen nicht mehr, dass auch der Spitzensommer 2015 bis Mitte Juni nicht sehr gut war», sagte Roland Hofer, Leiter «Bad und Eis» der Stadt St. Gallen auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. In den vier Freibädern der Stadt lagen die Eintritte bis Ende Mai sogar leicht höher als im letzten Jahr.
Auch Markus Gasser vom Sportamt der Stadt Bern erinnert an den «mässigen Saisonstart 2015», als das Berner Marzili im Mai knapp 15'000 Besucherinnen und Besucher zählte. Das sind nur wenig mehr als in diesem Jahr mit 12'000 Gästen. 2014 waren es im gleichen Monat sogar nur 7500.
Im Juni hingegen sieht es bisher nicht besonders gut aus. «Es gab zwar ein paar wenige schöne Tage», sagte Gasser. So strömten am vergangenen Freitag bei sonnigem Wetter rund 3000 Personen ins Bad an der Aare. Doch am darauf folgenden verregneten Wochenende waren es dann gerade noch 30 bis 50 Personen, «alle im Neopren-Anzug».
Insgesamt geht Gasser für die erste Juni-Hälfte von rund fünf Mal weniger Besucherinnen und Besuchern aus als 2015. «Der Saisonstart ist damit wohl ins Wasser gefallen». Doch Gasser gibt die Hoffnung noch nicht auf, denn «auch im letzten Jahr kam die richtige Hitzephase erst im Juli».
Auch für Patrick Müller, Leiter der Abteilung Badeanlagen der Stadt Zürich, ist die Situation «nicht so schlimm, wie man auf Grund des schlechten Wetters annehmen könnte». Zwar lagen die Eintritte in die 14 Freibäder, die von der der Stadt Zürich betrieben werden, bis zum letzten Wochenende mit 83'000 Besuchern leicht unter dem Durchschnitt.
Im Vergleich zum Rekordjahr 2015, als zu diesem Zeitpunkt bereits 274'000 Eintritte verzeichnet wurden, ist das sogar nur ein Bruchteil. «Aber 2013 waren es noch weniger, nämlich 45'000 und es wurde ein Spitzenjahr», sagte Müller.
2014 hingegen hatten Mitte Mai bereits 186'000 Personen eines der Freibäder besucht - die Bilanz am Ende der Saison fiel dann trotzdem sehr schlecht aus. «Entscheidend für Badesaison sind die Sommermonate Juli und August», sagt Müller. Späteres schlechtes Wetter wirke sich viel schlimmer aus. Es sei deshalb noch offen, wie die Saison ausfallen werde.
Leicht pessimistischer sehen es die Verantwortlichen in der Westschweiz: Die Lausanner Bäder etwa verzeichnen im Juni normalerweise die höchsten Besucherzahlen, weil die Leute noch nicht in den Ferien sind, wie Christian Barascud, der Verantwortliche der Freibäder der Stadt Lausanne, auf Anfrage sagte.
In dieser Hinsicht sei das Jahr bereits jetzt komplett missglückt. Denn im Seebad Bellerive sanken die Besucherzahlen gegenüber 2015 um 70 Prozent auf 4600 Eintritte. Das sind deutlich weniger als im schlechten Jahr 2014. Auch in Sitten brachen die Besucherzahlen in den beiden städtischen Schwimmbädern zwischen 50 und 60 Prozent ein.
Im Genfer Schwimmbad Marignac-Lancy sieht die Situation ein bisschen besser aus. Aber dieses Becken hat eine olympische Länge und zieht deshalb eher die abgehärteten Langstreckenschwimmer an. Aber auch hier sind die Zahlen schlechter als im Vorjahr.
Profitieren vom schlechten Wetter können auf jeden Fall die Thermalbäder. Die Eintritte seien wesentlich höher, wenn es regne als bei Sonnenschein, sagte der Marketing-Verantwortliche der Thermalbäder in Yverdon-les-Bain VD, Boris Dumont.
Das Thermalbad in Lavey VD zählte in den ersten zwei Juniwochen 27 Prozent mehr Eintritte als in derselben Zeit 2015, wie Direktorin Silvana Tomasino sagte.
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