Museen durften mittlerweile zwar wieder öffnen – der Rest der Schweizer Kultur spielt sich aber weiterhin hinter geschlossenen Türen ab. Das geht vielen Kulturschaffende ins Portemonnaie: Kein Publikum und keine Auftritte bedeuten kein Geld.
Zwar erhalten auch sie Kurzarbeitsentschädigungen. Doch Bundesrat und Parlament haben beschlossen, der Schweizer Kultur noch stärker unter die Arme zu greifen. Denn Gesundheitsminister Alain Berset (48) weiss: «Es ist sehr viel Frustration da – verständlicherweise.»
Da die Krise sich verlängere, möchte der Bundesrat, abgestützt auf Beschlüsse des Parlaments, deswegen die Unterstützung für Kulturschaffende bis Ende Jahr verlängern – und ausbauen. So soll sichergestellt werden, dass auch nach der Pandemie noch auf Bühnen getanzt, geschauspielert und gesungen wird.
Keine Einnahme-Lücken mehr
Gesundheitsminister Alain Berset (48) erklärt, dass Kulturschaffenden rückwirkend Ausfallentschädigungen ab dem 1. November 2020 erhalten sollten . So werden ihre sämtlichen Einbussen seit Beginn der Pandemie gedeckt. Auch Freischaffende, also Kulturschaffende in befristeten Anstellungsverhältnissen, sollen von diesen Härtefall-Geldern profitieren.
Ausserdem wolle man die Voraussetzungen für die Gewährung der Nothilfe lockern. Die Vermögensgrenze hebt der Bundesrat von 45'000 auf 60'000 Franken an – Liegenschaften sind dabei nicht inbegriffen.
130 Millionen für die Kultur
Da diese Gesuche jeweils noch überprüft werden müssen, können Kantone sowie der Kulturverein Suisseculture Social den Hilfesuchenden nach 30 Tagen auch ohne Gesuchsentscheid einen Vorschuss gewähren. Für die Hilfen sieht der Bundesrat dieses Jahr ein Budget von 130 Millionen Franken vor. 2020 hatte die Schweiz 280 Millionen für die Unterstützung von Kulturschaffenden aufgewendet.
Dieses Geld nimmt Berset gerne in die Hand – denn das Ziel sei, einen schönen Sommer zu haben, erklärte er an der Pressekonferenz. «Da gehören Live-Kulturverantstaltungen dazu.» Die Unsicherheiten für die Event-Branche seien allerdings gross. Damit die Planung, welche viel Zeit und Geld beansprucht, ebenfalls ein Sicherheitsnetz unter sich wissen dürfen, arbeite das Parlament aber bereits an neuen Verordnungen, erklärt Berset – und mahnt zugleich: «Diese Lösungen müssen aber von allen getragen werden».
Zürich ist gar nicht zufrieden mit Bundesbeschluss
Für die Kulturschaffenden also freudige Nachrichten. Im Kanton Zürich hingegen ärgert man sich über die Lösungen vom Bund. Diese seien in der Praxis gar nicht so einfach umzusetzen, kritisiert man in einem Schreiben. Gerade in Kulturkantonen bleibe mit der neuen Regelung weniger Geld für die verschiedenen Kultursparten übrig. Und, das eigene Modell sei viel unbürokratischer gewesen – dank den neuen Verordnungen aber so nicht mehr durchführbar, zeigen sich die Zürcher enttäuscht. (dbn)