Sie sind klein, grau und im Nationalratssaal verteilt: Seit März erinnern zwölf Plaketten auf den Pulten an die ersten Frauen, die 1971 ins Parlament gewählt wurden. Eine von ihnen war die Zürcher SP-Nationalrätin Lilian Uchtenhagen. Doch ihren Namen findet man heute nicht mehr. SVP-Hardliner Andreas Glarner (AG) hat sie mit einer anderen Plakette überdeckt – auf der alt Nationalrat Christoph Blocher (79, ZH) verewigt ist.
«Liliane Uchtenhagen war nicht nur einfach eine Vertreterin der SP, sondern eine Sozialistin, die aus meiner Sicht extrem linke Positionen vertrat», rechtfertigt Glarner seine Aktion. «Eine solche Person muss nicht im Nationalratssaal verewigt werden. Schon gar nicht an einem Platz der SVP.» Denn wo Uchtenhagen einst sass, ist heute SVP-Gebiet. Er habe «nichts zerstört», beschwichtigt er.
«Es fehlt ihm an Format»
Auf linker Seite kann man mit Glarners Schildnummer nicht viel anfangen. «Die Aktion ist kindisch», meint die Zürcher Nationalrätin Min Li Marti (45, ZH). «Glarner zeigt damit nur eines: Es fehlt ihm an Format.»
Sinn der Plaketten sei es, die ersten Nationalrätinnen zu ehren – aus allen Parteien, die damals Frauen stellten. «An meinem früheren Sitzplatz war eine Plakette für FDP-Nationalrätin Liselotte Spreng montiert. Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, das Schild zu überkleben», so Marti. Sie geht davon aus, «dass das Ratsbüro die Blocher-Plakette wieder entfernen wird».