Sie haben die Kriegsführung grundlegend verändert. Und sie gelten als besonders heimtückisch: Drohnen. Nun zeigen BLICK-Recherchen, dass auch der Bund ins Drohnengeschäft verwickelt ist. Mit Entwicklungsgeldern, die für Armutsbekämpfung und Wachstumsförderung in Schwellenländern bestimmt wären.
2009 investierte die bundeseigene Entwicklungsbank Sifem acht Millionen Dollar in einen Cleantech-Fonds. Von dort floss das Geld mit dem Segen der Schweizer Behörden zu Firmen in Fernost. Zu den Empfängern zählte die chinesische Horizon-Gruppe. Sie entwickelt Brennstoffzellen-Batterien für zivile, aber auch für militärische Zwecke. Konkret: Für Aufklärungsdrohnen und Soldaten im Feld.
Auf Anfrage spielen Horizon und der vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) beaufsichtigte Sifem-Fonds die Bedeutung der Drohnentechnologie herunter. «Wir sind sehr weit von einem serienmässig herstellbaren Produkt entfernt», heisst es bei Horizon. Auch die Sifem gibt an, es handle sich nur um «Prototypen».
Drohne geeignet für «Zielerfassung in urbanen Kriegszenarios»
BLICK-Recherchen zeigen aber, dass die mit Schweizer Entwicklungsgeldern geförderte Technologie sehr wohl im Einsatz steht. Etwa am konfliktgeplagten Horn von Afrika: 2011 kaufte die äthiopische Armee israelische Boomerang-Drohnen. Bei deren Entwicklung spielte Horizon eine Schlüsselrolle: Horizon lieferte das Know-how für den Boomerang-Antrieb. Seit 2012 soll ein weiterer afrikanischer Staat diese Drohnen einsetzen. Gemäss Herstellerangaben eignet sich das Modell Boomerang speziell für «Aufklärung, Überwachung und Zielerfassung im offenen Feld und in urbanen Kriegsszenarios».
Horizon kooperierte auch mit anderen Rüstungsschmieden und Forschungsstätten aus den USA, Südkorea, Europa. Ein Beispiel: Die israelische Drohnen-Manufaktur Elbit testete die Horizon-Brennstoffzelle 2010 in ihrer Aufklärungsdrohne Skylark, die in Afghanistan und im Irak im Einsatz stand. Der Test war ein voller Erfolg. Gemäss Medienmitteilung hat sich der Antrieb «unter Schlachtfeld-Bedingungen» bewährt.
Bund greift 2012 wegen Rüstungsaufträgen ein
Obwohl Horizon seit 2006 intensiv und öffentlichkeitswirksam die militärische Anwendung ihrer Antriebe erforschte – der Sifem-Fonds intervenierte erst 2012 wegen der Zulieferverträge für die Rüstungsindustrie. Trotzdem ist Sifem überzeugt, dass die Kontrollmechanismen «gut funktioniert» haben: Horizon habe die Rüstungssparte bereits ausgegliedert und stehe kurz davor, das Engagement in diesem Bereich weiter zu reduzieren.
Wie viel Geld die Schweiz in die Horizon-Gruppe investierte, will Sifem nicht offenlegen. «Geschäftsgeheimnis». Zur Frage, ob das Investment den entwicklungspolitischen Vorgaben des Bundesrats entspreche, will sich der Sifem-Verwaltungsratspräsident Jean-Daniel Gerber nicht äussern. Die Horizon-Gruppe hat nach der BLICK-Anfrage alle militärischen Inhalte von ihren wichtigsten Webseiten entfernt.