Zweischneidiges Thema
Jagd-Ausstellung im Alpinen Museum Schweiz

Die Jagd als Naturerfahrung oder als grausamer Sport: Das Alpine Museum Schweiz zeigt mit «Auf Pirsch. Vom Handwerk der Jagd» eine Ausstellung, die genau diese Zweischneidigkeit thematisiert, ohne einfache Antworten zu liefern.
Publiziert: 26.08.2021 um 08:14 Uhr
Grausames Töten oder Respekt vor dem Tier? Dem als zweischneidig wahrgenommenen Handwerk der Jagd widmet das Alpine Museum Schweiz eine Ausstellung.
Foto: Handout: Alpines Museum Schweiz

Besucherinnen und Besucher stossen im Zentrum der Ausstellung auf eine Gruppe abstrahierter Rehe aus weiss gestrichenem Holz; sie dienen als Podeste für rund 60 Objekte, die ausgestellt werden: vom Jagdgewehr über ein Messer zum Aufbrechen des erlegten Wilds bis zu Jägerpfanne für die Zubereitung des Fleisches; oder ein Auszug aus dem Jagdgesetz, Wildmarken und ein Jagdpatent; oder trendige Jagdbekleidung.

Gegliedert ist «Auf Pirsch.» nach den Themenbereichen Planen, Vorbereiten, Beobachten, Warten, Schiessen, Zubereiten. Veranschaulicht werden diese Themen an Pirmina Caminada, Eduard Epp, Kurt Huggler und Arnold Berchtold - eine Jägerin und drei Jäger aus Graubünden, Bern, dem Wallis und Uri. An mehreren Hörstationen erzählen sie von ihrer Arbeit, von ihrer Haltung gegenüber der Jagd.

An den Wänden der Ausstellungsräume hängen Fotografien von Anne Golaz und Alex Ochsner. Beide haben Jägerinnen und Jäger bei ihrer Arbeit begleitet. Die Fotos zeigen unterschiedliche Perspektiven auf die Jagd, darunter auch Bilder davon, wie tote Tiere weiter verarbeitet werden. «Es mag schwierig sein, zu sehen, wie ein Reh ausgenommen wird», sagt Kuratorin Barbara Keller im Gespräch mit Keystone-SDA.

Doch genau solcher Schwierigkeit will Keller ihr Publikum aussetzen. «Mich hat die Ambivalenz des Themas interessiert.» So erzählt etwa Pirmina Caminada, dass sie, in dem Moment, in dem sie auf ein Tier schiesse, eine tiefe Dankbarkeit diesem Tier gegenüber empfinde. Für jemanden, der die Jagd nicht kenne, sei schwer nachzuvollziehen, «wie das zusammen passt», so Keller.

Während den einen die Jagd als eine der letzten Naturerfahrungen gilt, empfinden andere sie als grausamen Sport. Vor diesem Hintergrund will Keller das Jägerei-Handwerk ins Zentrum stellen, das moderne als auch das traditionelle Wissen vermitteln, welches dieses uralte Handwerk ausmacht. «Gleichzeitig schwingen in den Erzählungen und Bildern auch gesellschaftspolitische Frage mit», so Keller.

Die gesellschaftliche Relevanz des Themas zeigt nur schon, dass zusehends «mehr Personen ohne direkten Bezug zur Jagd» Interesse an einem Jagdlehrgang bekundeten; viele dieser Interessierten kämen aus der Stadt und es seien «eindeutig mehr Frauen», heisst es in einer Mitteilung des Alpinen Museums zur Ausstellung. Die Zahl der Jägerinnen habe sich demnach im städtisch geprägten Kanton Zürich von 2014 bis 2019 «mehr als verdoppelt».

Und so betont Keller den Ausstellungsort, das Alpine Museum Schweiz mitten in der Stadt Bern mit seiner Brückenfunktion zwischen der Stadt und den Bergregionen. Im Verhältnis zur Jagd spiegelten sich die gesellschaftlichen Zustände der urbanen und der alpinen Schweiz. Einfache Antworten auf die damit verbundenen Fragen gibt es nicht.

Die Ausstellung «Auf Pirsch. Vom Handwerk der Jagd» ist zu sehen vom 26. August bis 2. Januar.

(SDA)

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