Schweizer Buchpreis
Autor Lukas Bärfuss greift Schweizer Buchpreis an

In einem Kommentar, der jüngst in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» erschien, will der Schriftsteller Lukas Bärfuss («Hagard») den Schweizer Buchpreis in seiner heutigen Form «für tot erklären». Er unterstellt der Jury unter anderem mangelnde Unabhängigkeit.
Publiziert: 21.11.2017 um 13:02 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 00:01 Uhr
Der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss übt öffentlich Kritik am Schweizer Buchpreis. Im Wesentlichen unterstellt er der Jury mangelnde Abhängigkeit. (Archivbild)
Foto: Keystone/DOMINIC STEINMANN

Dass bei den Preisentscheidungen weder Autoren noch Verlagsmitglieder oder deren Vertreter in Verbänden zugelassen sind, ist laut Lukas Bärfuss eine Selbstverständlichkeit. Nun hätten die Buchpreis-Veranstalter «gegen diese Charta und das Unabhängigkeitsgebot offenbar mehrfach verstossen», schrieb der Autor in seinem «Einwurf» in der «F.A.Z. Plus», der Online-Ausgabe der Zeitung.

Als Beispiel nennt der 45-Jährige die mehrfache Teilnahme der Hauptverantwortlichen des Buchpreises - Dani Landolf, Geschäftsführer des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbandes (SBVV), und Katrin Eckert, Leiterin der BuchBasel, - an Preissitzungen. «In mindestens drei Fällen sollen sie über die Titel für die Shortlist diskutiert, ihre Meinung vertreten und ihre Präferenzen und Bedenken geäussert haben», schreibt Bärfuss, der es heuer mit seinem Roman «Hagard», für viele überraschend, nicht unter die Nominierten geschafft hat.

Am Dienstag nahmen die Veranstalter des Schweizer Buchpreises - der SBVV und der Verein LiteraturBasel - im Rahmen einer Medienmitteilung Stellung zu den Vorwürfen. Dass Bärfuss, der 2014 für «Koala» selber mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet worden ist, die Unabhängigkeit der Jury und deren Urteil in Frage stelle, bezeichnen sie als «unhaltbare Vorwürfe».

Sie reagieren zudem insbesondere auch auf die Unterstellung ökonomischer Absichten, die Bärfuss in seinem Schreiben ebenfalls geäussert und begründet hat. LiteraturBasel gehe es nur um die Literaturvermittlung im von ihr betriebenen Literaturhaus Basel, am Literaturfestival BuchBasel sowie bei der Verleihung des mit 30'000 Franken dotierten Schweizer Buchpreises.

Der SBVV dagegen habe «gewiss darüber hinaus ein ökonomisches Interesse», ist in dem Communiqué zu lesen. Es sei aber «völlig abwegig», dem Verband Druckversuche zu unterstellen. Als Veranstalter seien der SBVV-Geschäftsführer und die Leiterin von LiteraturBasel seit zehn Jahren als Beisitzer an den Jury-Sitzungen dabei, würden sich aber weder einmischen noch ihre Stimmen abgeben.

Dem Einwand, dass die feierliche Veranstaltung am Vorabend der Preisverleihung missglückt sei, wollen die Buchpreis-Veranstalter allerdings nichts entgegensetzen. Insbesondere der Zwischenfall, bei dem «Literaturclub»-Moderatorin Nicola Steiner an der Podiumsdiskussion einen «heftigen» Verriss zu einem früheren Buch des heuer nominierten Autors Urs Faes («Halt auf Verlangen») ins Gespräch brachte, tut ihnen leid.

Sie geben Bärfuss recht, dass das Zitieren aus der niederschmetternden Kritik aus dem Jahr 2010 für den anwesenden Schriftsteller «verletzend» gewesen sei. Faes war der Preisverleihung am Sonntag, 12. November, nach dem Vorfall am Vorabend ferngeblieben. Bärfuss und die beiden Autorinnen Melinda Nadj Abonji und Monique Schwitter zeigten sich daraufhin bei der Verleihung im Rahmen einer Intervention solidarisch mit Faes.

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