Im ganzen Land sollte der Dannebrog, Dänemarks stolze Nationalflagge, nur für die oberste Mutter des Königreichs geschwenkt werden. Doch die rot-weisse Party zu Ehren von Königin Margrethe II. fällt aus. Stattdessen hat die Corona-Krise auch Deutschlands nördlichstes Nachbarland fest in ihrem Griff.
An zwei wesentlichen Dingen ändert sich jedoch trotz allem nichts in Dänemark: Zum einen wird die Königin auch ohne grosse Feier an diesem Donnerstag (16. April) 80 Jahre alt. Zum anderen bleibt sie auch in der grössten Krise seit ihrer Thronbesteigung 1972 ihrer so unkonventionellen wie pragmatischen Art treu.
Blumen für das Volk
Dies äusserte sich zuletzt in einem ganz besonderen Geburtstagswunsch: Die Blumensträusse, die sie alljährlich zum Geburtstag erhalte, sollten bitte nicht zu ihr, sondern an die vielen älteren Mitbürger geschickt werden, die es derzeit besonders schwer hätten, forderte Margrethe in einer Erklärung des Königshauses.
Feierlichkeiten abgesagt
An der allgegenwärtigen Corona-Pandemie führt aber auch zum royal-runden Geburtstag im Staate Dänemark kein Weg vorbei: Alle Feierlichkeiten und sonstigen Geburtstagsaktivitäten hat Margrethe mit einiger Vorlaufzeit abgesagt. «Wir alle haben eine besondere Verantwortung, aufeinander zu achten und zusammen dazu beizutragen, dass Dänemark gut durch die grossen Herausforderungen kommt, vor denen das Land steht», erklärte sie dazu bereits Mitte März.
Seit Margrethes Thronbesteigung vor über 48 Jahren hat nichts das tägliche Leben der Dänen so durcheinandergewirbelt wie das neuartige Coronavirus. Die Grenzen nach Deutschland, Schweden und Norwegen wurden geschlossen, auch Restaurants, Cafés, Theater sowie viele weitere Freizeiteinrichtungen wie Fitness- und Sonnenstudios sind seit Wochen dicht.
Schulen gehen wieder auf
Kindergärten und Schulen bis zur fünften Klasse dürfen ab Mittwoch zumindest vorsichtig wieder öffnen. Zudem gilt ein öffentliches Versammlungsverbot für mehr als zehn Personen - eine grosse Geburtstagsparty zu Ehren der Königin macht das praktisch unmöglich.
Margrethe ist sich der Ausnahmesituation bewusst, wie sie in einer äusserst seltenen und live im Fernsehen übertragenen Ansprache an ihr Volk am 17. März zeigte. «Einige veranstalten immer noch Feste und runde Geburtstage», sagte die sonst so unentwegt lächelnde Monarchin darin mit ungewohnt ernster Miene, aber in ihrer typisch direkten Art. «Das ist gedankenlos. Und das ist vor allem rücksichtslos.»
Dänen halten sich an königlichen Rat
Zugleich richtete sie einen Appell an ihre Landsleute: «Der Rat der Behörden ist eigentlich recht einfach: Wascht eure Hände. Haltet Abstand. Vermeidet körperlichen Kontakt. Bleibt zu Hause.» Und wie das in Dänemark nun mal so ist, wenn die Königin etwas sagt, waschen sich die meisten Dänen seitdem fleissig die Hände, halten Abstand und bleiben, so gut es eben geht, in den eigenen vier Wänden.
Erster runder Geburtstag ohne Prinz Henrik
Blumen für andere und Hände waschen statt Fahne schwenken: Dieser 16. April wird sich definitiv anders anfühlen für Margrethe. Aber nicht nur wegen der Corona-Krise wird ihr Ehrentag ein anderer sein: Es ist ihr erster runder Geburtstag als amtierende Monarchin ohne ihren vor zwei Jahren verstorbenen Gatten Prinz Henrik.
In einem Interview der schwedischen Zeitung «Expressen» offenbarte Margrethe im Spätsommer 2019, wie sie sich im fortschreitenden Alter fühlt. «Im Spiegel sieht man, dass die Jahre vergangen sind und ihre Spuren hinterlassen haben», sagte sie. «Aber ich fühle mich wirklich nicht viel anders als vor zehn Jahren, auch wenn ich eine alte Frau bin.»
Thron-Übergabe nicht in Sicht
Eine stolze Königin geblieben ist sie dennoch bis heute - und das dürfte auch noch eine Weile so bleiben: «Es ist eine Rolle, die man fürs Leben hat», sagte sie. Eine Übergabe des Throns an ihren Sohn Kronprinz Frederik (51) erscheint damit noch in weiter Ferne.
Dänen bedanken sich
Somit bleibt den Dänen ihre oberste Landsfrau bis auf Weiteres erhalten - und dafür wollen sich viele von ihnen zum Geburtstag bedanken: Ihrer kunstinteressierten Königin, die bereits seit den 1970er Jahren Acrylwerke und Aquarelle gemalt, Bühnenbilder entworfen und Kostüme etwa für das Königliche Theater oder Kopenhagens Freizeitpark Tivoli gestaltet hat, wollen Zehntausende zum Ehrentag zumindest ein Ständchen singen. (SDA)