Solothurner Filmtage
Freiheit statt Liebe: «Bis ans Ende der Träume» an den Filmtagen

In den 50er Jahren trafen sich in der Südsee zwei Abenteurer: die Schweizer Reisejournalistin Katharina von Arx und der Fotograf Freddy Drilhon. Der Film «Bis ans Ende der Träume», der am Freitag an den Solothurner Filmtagen Premiere feiert, erzählt von ihrer Liebe.
Publiziert: 26.01.2018 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:33 Uhr
Freddy Drilhon und Katharina von Arx - in «Bis ans Ende der Träume» gespielt von Christophe Sermet und Sabine Timoteo (Bild) - verband eine ungewöhnliche Liebesgeschichte.
Foto: Frenetic Films

Ein Magazin schickte Mitte der 50er Jahre die damals bereits bekannte Journalistin und Zeichnerin Katharina von Arx auf die Tonga-Inseln. Der französische Fotograf Drilhon sollte ihr bald folgen und die Bilder zur Reportage schiessen. Doch der Lebemann und Sohn einer Familie der Pariser Bourgeoisie liess auf sich warten - monatelang.

«Ich machte eine Liste mit französischen Schimpfwörtern, die ich ihm an den Kopf werfen wollte, wenn er auftauchen würde.» Als Drilhon schliesslich auf den Inseln eintraf, wich von Arx' anfängliche Wut einer professionellen Begeisterung für seine Bilder und bald einer leidenschaftlichen Liebe.

Katharina von Arx, die 1928 im Kanton Solothurn zur Welt kam und später in Zürich aufwuchs, erzählte dem Autor und Regisseur Wilfried Meichtry 2011 bei einer zufälligen Begegnung ihre aussergewöhnliche Geschichte. Eine junge Frau, die mutterseelenallein in ferne Länder reist? Mitte des vergangenen Jahrhunderts nahezu undenkbar. Doch Konventionen interessierten von Arx herzlich wenig.

Mitte 20 brach sie ohne Geld und nur mit einer Ukulele im Gepäck auf eine Weltreise auf. Sie unterhielt auf einem Schiff nach Indien die Passagiere mit ihrem Instrument, sang im japanischen Radio Schweizer Volkslieder, ass mit einem Kannibalen-Häuptling zu Mittag und machte einen Abstecher nach Hollywood.

«Das ist die 'Baronin von Münchhausen', dachte ich mir, und war überzeugt, dass die alte Dame mir Lügengeschichten auftischte», erinnert sich Meichtry an das erste Treffen. Doch nach einem Blick ins Archiv von Arx' realisierte der Walliser Historiker, welcher Fundus sich ihm offenbarte. Bei seinen nächsten Treffen mit der alten Dame lief die Kamera mit.

Am Freitagabend feiert nun Meichtrys Film «Bis ans Ende der Träume» im Rahmen der 53. Solothurner Filmtage in der Reithalle seine Premiere. Der Film ist für den «Prix du Public» nominiert. Für den Autor war es der erste Kinofilm; zuvor hatte er etwa das Drehbuch von «Verliebte Feinde» (Regie: Werner Schweizer) geschrieben. Auch über die Liebesgeschichte von von Arx und Drilhon hatte er bereits ein Buch verfasst.

Dass sein Film überhaupt fertig wurde, ist nicht selbstverständlich: Katharina von Arx starb 2013 überraschend im Alter von 85 Jahren. Drilhon war schon im Jahr 1976 mit 50 Jahren verstorben.

Dank einer kompletten Überarbeitung des Drehbuchs, wie der Regisseur in seinen Anmerkungen zum Film erklärt, konnte er sein Projekt beenden. Entstanden ist eine Doku-Fiktion: Der Film setzt sich zusammen aus Interviewsequenzen mit der alten Katharina von Arx und ihrer Tochter Frédérique Drilhon, Archivaufnahmen der jungen Familie sowie gespielten Szenen.

Die Rolle des Liebespaares übernahmen die Berner Filmpreis-Trägerin Sabine Timoteo und der in Belgien lebende Schweizer Christophe Sermet. Beide hatten von Arx noch zu Lebzeiten kennengelernt.

«Bis ans Ende der Träume» erzählt auf einfühlsame und packende Weise von einer Beziehung, die alle Spielarten der Liebe durchlebt. Noch auf ihrer Reise im Südpazifik wird von Arx ungewollt schwanger. Das Paar reist in die Schweiz und kauft sich ein baufälliges Anwesen im waadtländischen Romainmôtier.

Von Arx widmet sich fortan der Renovation des ehemaligen Priorenhauses, während ihr Mann die Enge im Dorf kaum aushält und seine persönliche Freiheit der Ehe mit Katharina vorzieht - es kommt zum ersten Bruch zwischen den beiden. Doch es sollte (noch) nicht das Ende dieser Amour fou sein.

Verrückt war nicht nur ihre Liebe, als verrückt galten zu ihrer Zeit auch Freddy und Katharina. So trägt Meichtrys Biografie über die beiden Abenteurer denn auch bezeichnend den Titel «Die Welt ist verkehrt, nicht wir!».

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