Illustrationen
Albertine: Zeichnen als vielfältiges Mittel der Kommunikation

Die Schweizer Illustratorin Albertine wird nächstes Jahr nach Moskau reisen, um den Hans Christian Andersen-Preis 2020 entgegen zu nehmen. Bis dahin wird sie zeichnen, an Kurzfilmen arbeiten und ausstellen. Ein Gespräch.
Publiziert: 19.07.2020 um 11:01 Uhr
Die Genfer Kinderbuch-Illustratorin Albertine wird zusammen mit ihrem Mann mit dem renommierten Hans Christian Andersen-Preis 2020 geehrt. Was für schreibende Autorinnen und Autoren der Stift ist, ist für sie der Pinsel.
Foto: SALVATORE DI NOLFI

Der Hans Christian Andersen-Preis werde ihre Arbeitsweise nicht beeinflussen, sagt die in Genf lebende Illustratorin, Zeichnerin und Kinderbuch-Autorin Albertine gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Preis gilt als Nobelpreis der Kinder- und Jugendliteratur. Anfang Mai wurde bekannt, dass Albertine und ihr Mann Germano Zullo diesen Preis für 2020 gewonnen haben. Im September 2021 wird er ihnen von der dänischen Königin überreicht.

Albertine arbeitet für viele ihrer Bücher mit ihrem Mann zusammen. Rund dreissig Jugendbücher sind von ihr bisher erschienen. Das nächste soll im August folgen. Bereits jetzt zeichnet sie an drei weiteren Büchern, an zwei davon zusammen mit ihrem Mann. Zudem hat das Paar einen Animationsfilm in Arbeit: «Les Autruches» ist vier Minuten lang und soll nächstes Jahr veröffentlicht werden. Und: Albertine bereitet drei Ausstellungen für das kommende Jahr vor.

Sie erzählt, es sei weniger ihre Arbeitsweise, die sich mit dem Preis ändere, als mehr das Tempo, in dem Projekte nun an sie herangetragen werden. «Ein Szenograf ruft an, weil er mit mir zusammenarbeiten möchte; ein Musiker kontaktiert mich wegen eines Plattencovers; Galerien und Museen wollen Projekte mit mir realisieren», sagt sie.

Rückzugsort ist für die 53-jährige Albertine Zullo wie auch ihren Mann ihr gemeinsames Haus, eingebettet in die Genfer Landschaft. «Das Haus ist unser Ort der Reflexion, des Studiums und des Beginns neuer Projekte.» Inspirieren lässt sie sich dabei «von allem, was um mich herum vorgeht». Die Aktualität, gesellschaftliche oder politische Verhältnisse fliessen zwar in ihre Arbeit ein - ihre Phantasie werde «von der Zeit genährt», wie sie sich ausdrückt - doch bleibe dies stets im Hintergrund, werde nie explizit ausgedrückt.

«Zeichnen ist Schreiben», sagt sie. Zeichnen sei immer ihr Mittel der Kommunikation gewesen. Dabei stellt sie hohe Ansprüche an sich selbst. «Vielleicht ist es dasselbe wie für einen Sportler oder Wissenschaftler. Man könnte von einem Ehrgeiz sprechen, der einen immer dazu drängt, über das bereits Erreichte hinauszugehen.»

Weitere Anregung für ihre Arbeit ist ihr zudem das Werk anderer Künstler, wie Jockum Nordström, Marisol und Paul Cox. Wichtig ist ihr darüber hinaus der Karikaturist Saul Steinberg, der ihr «das Zeichnen und die Freude an der Umsetzung von Ideen oder Projekten» einst beibrachte. Sie mag den Maler Alex Katz für die Art von Stille, die von seinen Bildern ausgeht, und David Hockney für die Haltungen der Körper, die er skizziert. «Sie alle gehören zu den Menschen, die ich in meiner Bibliothek sehr, sehr nah bei mir habe.»

Die Hans Christian Andersen-Preisträgerin Albertine lässt sich indes nicht auf einzelne Kategorien festlegen. «Ich arbeite mit allen möglichen Ausdrucksformen, vom Experiment am eigenen Zeichenpult, dem Notizbuch, bis hin zu Alben, Ausstellungen und Animationsfilmen.»

Das zeigt sich nicht zuletzt an all den Projekten, mit denen sie sich derzeit beschäftigt. Ob es dabei auch in diesem Sommer zu einer Reise reichen wird, ist noch völlig offen. «Ich hoffe, dass ich für einen Moment weg kann. Aber sicher ist das nicht, bei all der Arbeit, die ich habe», gesteht Albertine.

(SDA)

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