Wrroooom! Gestern um Punkt 13.30 Uhr: In Payerne VD steigen zwei F/A-18 in den Himmel. Bernhard Müller (59) steht einige Dutzend Meter neben dem Rollfeld und blickt ihnen mit ernster Miene nach. Müller ist die Nummer zwei der Schweizer Luftwaffe. Er weiss: Seine dringendste Mission ist heute nicht die Verteidigung des Schweizer Luftraums. Sie ist viel schwieriger. Müller muss das Vertrauen der Bevölkerung in die Patrouille Suisse, ja in die Luftwaffe insgesamt zurückgewinnen.
Absturz nach Kollision in der Luft
Am Donnerstag berührten sich zwei Patrouille-Suisse-Kampfjets während eines Trainingsflugs in den Niederlanden. Ein Pilot, Michael «Püpi» D., konnte sich nur noch mit dem Schleudersitz retten. Er hat leichte Verletzungen davongetragen, seine Maschine zerschellte.
Zwar ist es der erste schwere Vorfall in der 52-jährigen Geschichte der Patrouille Suisse. Dennoch weckt er böse Erinnerungen. 2013 stürzt eine F/A-18 am Lopper über dem Alpnachersee ab. 2015 folgt ein weiterer Absturz, in Frankreich.
Drei Katastrophen in drei Jahren: Kann das noch Zufall sein? Oder hat die Luftwaffe ein echtes Problem?
«Der Vorfall in den Niederlanden hat uns sehr betroffen gemacht», sagt Müller. Die Patrouille Suisse erlebe einen schwarzen Tag. «Aber lassen wir die Fakten sprechen: 52 Jahre lang haben die Piloten ausnahmslos exzellente Arbeit gemacht. Jetzt ist es zum ersten ernsthaften Vorfall gekommen.» Und die zwei F/A-18-Abstürze? «Zwischen den drei Ereignissen besteht kein Zusammenhang», so Müller. «Wir haben, nachdem wir lange verschont geblieben sind, jetzt leider mehrere Unfälle hinnehmen müssen.»
Wichtig fürs Image
Dennoch sei die Patrouille Suisse unverzichtbar, findet Müller. Weil sie viele Junge fasziniere und damit dafür sorge, dass die Luftwaffe stets über Nachwuchs verfüge. Und weil sie im Ausland eine Botschafterin für Schweizer Werte sei. Die sechs Piloten seien denn auch keine tollkühnen Draufgänger. «Es verbindet sie einfach eine Leidenschaft für das Fliegen und ein absolutes Vertrauen.»
Genau dieses Vertrauen müsse das Team nun wiederherstellen. «Das geht nur, indem sie diesen Vorfall rasch aufarbeiten», erklärt Müller. «In den nächsten Wochen werden sie mindestens hundertmal durchspielen, was sich am Donnerstag in der Luft abspielte. Wir wollen alle Lehren aus diesem Vorfall ziehen.»
Zugleich sei wichtig, dass die Piloten rasch wieder ins Cockpit steigen. «Wenn man zu lange am Boden bleibt, verliert man das Gefühl. Dann muss man praktisch wieder bei null anfangen», so Müller.
Ob die Fliegerstaffel ihren Auftritt am nächsten Samstag in Meiringen BE absolviert, ist gemäss Müller aber noch offen. «Der Ball liegt bei den Piloten. Sie werden sich am Mittwoch entscheiden.»