Ärzte raten, rund eineinhalb Liter Wasser pro Tag zu sich zu nehmen. Darüber kann Marc Wübbenhorst (35) nur müde lächeln. Er braucht 20 Liter – pro Tag! Trinkt er nicht so viel, bedeutet das für ihn Lebensgefahr.
Der Grund: Er leidet seit seiner Geburt an einer seltenen Stoffwechselerkrankung: Diabetes Insipidus Renalis. Das zwingt ihn, alle zwei Stunden zu trinken, auch in der Nacht. Der «Neuen Westfälischen» sagt er: «Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie länger als zwei Stunden geschlafen.»
Weite Reisen sind tabu
Er sei permanent erschöpft. Durch die hohe Wasserzufuhr muss er auch ständig auf die Toilette. Wübbenhorst arbeitet in einem Architekturbüro, muss sein Leben nach seiner Krankheit richten. Weite Reisen sind für ihn unmöglich, auch einige Sportarten kann er nicht ausüben.
Unvorhergesehene Situationen können lebensgefährlich für ihn werden: «Eines Tages haben wir unglaublich lange im Büro gearbeitet, irgendwann war es abends 22.30 Uhr, ich bin zum Zug und hatte meine Flasche Wasser nicht mit», sagt Wübbenhorst.
«Man lernt, mit der Erkrankung umzugehen»
Dann der Schock: Der Zug bleibt stecken und die Toilette im Abteil war gesperrt. Ein Freund entdeckte ihn schliesslich – völlig orientierungslos und verwirrt, erste Verdurstungserscheinungen hatten bereits eingesetzt. Der Freund besorgte ihm etwas zu trinken und rettete ihn damit.
Scham ist für den 35-Jährigen ein Fremdwort: «Dadurch, dass man sich ständig erklärt, lernt man, mit der Erkrankung umzugehen. Entweder du versteckst dich oder du ziehst es einfach durch.»