Schädlinge
Forschende identifizieren Fressfeinde der Kirschessigfliege

Ohrwürmer, Spinnen und Raubwanzen könnten künftig zum Kampf gegen die Kirschessigfliege aufgeboten werden. Denn sie sind natürliche Fressfeinde des Schädlings, wie Forschende von Agroscope mittels eines DNA-Tests herausgefunden haben.
Publiziert: 15.03.2018 um 11:21 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:05 Uhr
Die Kirschessigfliege greift Obstkulturen an und verursacht grosse Schäden. Agroscope-Fachleute haben nun mit einer neuen Methode mehrere Fressfeinde des Schädlings identifiziert. Dies könnte die Bekämpfung vereinfachen. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Die exotische Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) ist eine eingeschleppte Essigfliegenart, die Früchte im Beeren-, Obst- und Weinbau befällt. Damit richtet sie grosse Schäden in der Schweizer Landwirtschaft an.

Im Gegensatz zu heimischen Essigfliegen kann sie unbeschädigte, reifende Früchte und Beeren angreifen, indem sie ihre Eier darin ablegt. Befallene Früchte verfaulen schnell und sind nicht mehr zu vermarkten, wie Agroscope in einer Mitteilung vom Donnerstag schreibt.

Allerdings gestaltet sich die Bekämpfung des Schädlings schwierig. Er vermehrt sich schnell, und seine Larven sind in den Früchten gut geschützt. Heute bleibt Landwirten oft nicht viel anderes übrig, als ihre Obstanlagen mit Netzen zu überdecken. In Zukunft könnten aber natürliche Gegenspieler der Kirschessigfliege den Kampf vereinfachen.

Bereits wird etwa geforscht, ob einheimische Schlupfwespen als Gegenspieler in Frage kommen. Allerdings ist bisher kaum bekannt, welche Fressfeinde sich an Kirschessigfliegen gütlich tun. Mit Feldbeobachtungen ist dies nur schwer herauszufinden, und Laborversuche spiegeln nur bedingt die Realität im Feld wider.

Fachleute der Forschungsanstalt Agroscope haben unter der Leitung von Jana Collatz zusammen mit Kollegen der Universität Innsbruck eine molekulare Methode entwickelt, die sich die Erbsubstanz der Kirschessigfliege zu Nutze macht, um ihre Fressfeinde zu bestimmen. Über ihre Befunde berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift «Journal of Pest Science».

Die Forschenden entwickelten zwei kurze DNA-Stücke, sogenannte Primer, die spezifisch an die DNA der Kirschessigfliege binden. An die DNA anderer Essigfliegenarten binden die Primer hingegen nicht. Damit können potenzielle Fressfeinde untersucht werden.

Die Wissenschaftler sammelten räuberische Gliederfüsser wie Insekten und Spinnen im Feld ein und testeten diese mit der neuen Methode im Labor. Hat ein Fressfeind eine Kirschessigfliege, deren Ei oder Larve gefressen, ist in seinem Magen auch die DNA des Schädlings zu finden. Das spezifische Primer-Paar bindet sich in diesem Fall an die Kirschfliegen-DNA.

In einem nächsten Schritt kann das gebundene Stück DNA vervielfältigt und sichtbar gemacht werden. Befindet sich hingegen keine DNA des exotischen Schädlings im Magen des Fressfeindes, kommt es zu keinem Signal.

Die Agroscope-Fachleute konnten mit der Methode nachweisen, dass Ohrwürmer, Spinnen, Raubwanzen und einige Kurzflügler Kirschessigfliegen gefressen hatten. Dank der einfach anzuwendenden Methode sollen weitere natürliche Feinde der Kirschessigfliege identifiziert werden. Dies würde es erlauben, im Kampf gegen Drosophila suzukii die Fressfeinde besser zu schützen oder gezielt zu fördern.

An Bekämpfungsstrategien gegen die Kirschessigfliege, die seit 2011 in der Schweiz ihr Unwesen treibt, wird derzeit intensiv geforscht. So werden unter anderem Pflanzen gesucht, welche die Fliege von den Obstkulturen weglocken oder sie von den Kulturen abhalten. Als wirksame Massnahme haben sich bisher Netze und das Tonmineral Kaolin erwiesen.

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