Auf einen Blick
- Berühmte Sehenswürdigkeiten wie Taj Mahal oder Pyramiden sind oft enttäuschend und überlaufen
- Alternativen bieten ruhigere und authentischere Erlebnisse
Taj Mahal – nicht mehr als eine schöne Lovestory
Der Taj Mahal ist nicht nur das berühmteste Denkmal Indiens, sondern auch eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Welt, auf einer Stufe mit dem Eiffelturm in Paris oder dem schiefen Turm von Pisa. Die Story hinter dem marmornen Grabmal mit seinen Intarsien aus Edelsteinen und Korallen hat nicht zuletzt zur Berühmtheit des Bauwerks beigetragen: Der Grossmogul Shah Jahan baute das Mausoleum als Zeichen der Liebe für seine zu früh verstorbene Frau.
Dennoch ist ein Besuch meist eine Enttäuschung. Grund sind die bekannten Fotos, die im perfekten Licht geschossen wurden und den Taj Mahal ohne Menschen zeigen. Die Realität ist eine andere: Menschenmassen schieben sich durch das Gelände, Hitze und gleissendes Sonnenlicht vermiesen zusätzlich das Erlebnis
Die Alternative: Bei dem Humayun-Mausoleum in der Hauptstadt Delhi handelt es sich ebenfalls um ein islamisches Grabmal, das sich imposant aus einer grossen Parkanlage erhebt. Das Grab besteht zwar nicht aus Marmor, dafür verirren sich kaum Touristen in das ebenfalls von der Unesco zum Weltkulturerbe erhobene Bauwerk.
Die Pyramiden – längst nicht mehr in der Wüste
Die Pyramiden: majestätische Bauten inmitten der Wüste, vor der Kamelkarawanen vorbeiziehen. Falsch! Was man oft auf Postkarten oder in Prospekten sieht, ist mit Statisten aus einer günstigen Kameraperspektive aufgenommen. In Wirklichkeit sind die drei Pyramiden von Gizeh auf drei Seiten von der modernen Stadt umgeben. Dazu kommen Busladungen von Touristengruppen und ein Grossaufgebot von Polizei und Militär, welche die 4500 Jahre alten Bauten vor Terroristen schützen. Ein erhebendes Erlebnis findet man hier kaum – auch wenn die Pyramiden zu Recht zu den sieben Weltwundern der Antike gezählt werden.
Die Alternative: Südlich von Kairo befindet sich das Gräberfeld von Sakkara, das noch etwas älter ist als die Pyramiden von Gizeh. Hier befindet sich die Stufenpyramide des Pharao Djoser – die älteste Pyramide Ägyptens. Diese ist nicht so imposant, wird aber nur von einem Bruchteil der Touristen besucht.
Cinque Terre – Italiens Disneyland
Man könnte meinen, Italien ist nirgends so schön wie in der Cinque Terre im Nordwesten des Landes. Die fünf Dörfer (daher der Name), die mit ihren pastellbunten Häusern an den steilen Berghängen direkt am Meer kleben, sind bilderbuch-perfekt. Da gibt es keine Zweifel. Aber mit der Ernennung zum Weltkulturerbe im Jahr 1997 nahm der Tourismus beständig bis zu einem mittlerweile unerträglichen Ausmass zu. Das macht nicht nur ein normales Leben für die Anwohner unmöglich, es verwandelt die kleinen Dörfchen in eine Art Italien-Disneyland. Schon allein aus Respekt für die Anwohner sollte man auf einen Besuch verzichten.
Die Alternative: Überall in Italien finden sich malerische Küstendörfer. Je weiter südlich man kommt, desto weniger internationalen Touristen begegnet man. Wer in der Nähe der Cinque Terre eine Alternative sucht, sollte die Dörfer Tellaro, Porto Venere oder Camogli besuchen, die viel ruhiger sind als die Cinque Terre.
Grand Canyon – auch nur ein grosses Tal
Mein Erlebnis des Grand Canyon war vor allem: heiss. Ich war zu einer Zeit von extremer Hitze in Südwesten der USA unterwegs, bei der das Thermometer auf teilweise über 45 Grad kletterte. Mein Besuch im berühmtesten Tal der Welt sah in etwa so aus: auf den Besucherparkplatz fahren, kurz von der Plattform in die Tiefe starren und dann im Restaurant die Klimaanlage und einen Drink geniessen. Den meisten Besuchern (und es sind Millionen) wird es auch bei normalen Temperaturen nicht anders ergehen.
Die Alternative: Wer die Urgewalt des Grand Canyon (450 Kilometer lang, bis 30 Kilometer breit und 1800 Meter tief) intensiv erleben will, der sollte zu einer mehrtägigen Wanderung aufbrechen oder mit einem Raft durch die Schlucht paddeln – beides Aktivitäten, die man mit professionellen Anbietern unternehmen muss. Der nördliche Kraterrand ist zudem weniger besucht als der Süden.
Versailles – Prunk und Besuchermassen
Das Schloss von Versailles, einst Hauptsitz der französischen Könige, ist der berühmteste Barockpalast der Welt. Aus einem einfachen Jagdschloss wurde die grösste Schlossanlage Europas, die allen Reichtum und Luxus des 18. Jahrhunderts zur Schau stellte. Das Gebäude besass einst etwa 2000 Zimmer. Ebenfalls eindrücklich: der barocke Garten mit seinen ausgeklügelten Wasserspielen. Kein Wunder zählt das Versailler Schloss zur meistbesuchten Sehenswürdigkeit Frankreichs.
Die Alternativen: Wem dieser Trubel zu viel ist, findet in der Umgebung von Paris einige ebenfalls eindrückliche Schloss-Alternativen. In Zusammenhang mit der barocken Fülle von Versailles steht das Schloss Vaux-le-Vicomte südöstlich von Paris. Der Finanzminister des Sonnenkönigs Ludwig XIV liess das Schloss als barockes Gesamtkunstwerk erbauen. Den Sonnenkönig erfasste der Neid. Er liess seinen Finanzminister in den Kerker werfen und engagierte den Architekten zum Ausbau seines Schlosses in Versailles.