Der Vorfall hatte sich am 26. April in Piedipodi-Cerentino TI ereignet. Wie die Tessiner Regierung am Freitagabend mitteilte, haben Untersuchungen des nationalen Zentrums für Raubtierökologie und Wildtiermanagement (Kora) ergeben, dass die Schafe nicht von einem Einzeltier, sondern von einem weiblichen (F93) und einem männlichen Wolf (M149) gerissen worden sind.
Diese beiden Tiere gehören zum Onsernone-Rudel, von dem man bisher annahm, dass es sich in einem Gebiet weiter südlich des Ravonatals aufhält. Das Rudel streife immer wieder über die Landesgrenzen hinweg.
Die Abschussbewilligung habe sich damit auf falsche Prämissen gestützt und müsse deshalb gemäss der nationalen Gesetzgebung ausgesetzt werden, hiess es in der Mitteilung. Die kantonalen Behörden stünden in Kontakt mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu), um das weitere Vorgehen festzulegen.
Die bisher erfolglose Suchaktion der kantonalen Wildhüter werde bis zu einem Entscheid des Bafu ausgesetzt. Gleichzeitig würden die Mitarbeiter des kantonalen Amtes für Jagd und Fischerei die Lage im Ravonatal weiter beobachten. Namentlich gehe es darum festzustellen, ob es in diesem Rudel auch 2022 Nachwuchs gegeben hat.
Die 19 Schafe, die am 26. April dem Wolf zum Opfer fielen, wurden aufgrund der schwierigen Topografie des Gebietes als «nicht schützbar» eingestuft und konnten daher der Rissquote angerechnet werden.
Ende April hatten Bauern aus dem Bezirk Maggiatal mehrere tote Schafe vor das Regierungsgebäude in Bellinzona gelegt. Sie reagierten damit auf einen Schafriss in Cerentino und forderten von der Regierung griffigere Massnahmen im Kampf gegen den Wolf.
Bereits Ende März waren im Rovana-Tal mehrere Schafe gerissen worden. Mitte April riss ein Wolf im Südtessin bei Novazzano 13 Tiere.
(SDA)