In den letzten dreissig Jahren sind durch Verbuschung etwa durch die Grünerle rund sieben Prozent der Schweizer Alpfläche verschwunden, wodurch artenreiche und ästhetisch wertvolle Weiden verloren gehen. Über Jahrhunderte wurde die Ausbreitung der Grünerle durch Ziegen im Zaum gehalten, weil die Tiere die Rinde der Pflanze abknabbern und schädigen. Doch mit der modernen Landwirtschaft sind Ziegen kaum noch attraktiv, wie Agroscope am Dienstag mitteilte.
Abhilfe schaffen könnte das Engadinerschaf, wie die Forschenden um Manuel Schneider mit Beobachtungen auf einer Alp im Engadin zeigen konnten. Mit GPS-Halsbändern wurde dokumentiert, was sich Dexter-Rinder, Engadinerschafe und Pfauenziegen sich einverleibten. Demnach entrindete die robuste Bündner Schafrasse sogar deutlich mehr Zweige der Grünerle als die Ziegen. Zudem würden die Engadinerschafe den Holunder - einen wertvollen Waldpionier - anders als die Ziegen nicht zerstören, so die Forschenden.
Rinder hingegen beschädigten Grünerlensträucher kaum. Obwohl sie die Sträucher zertreten, entrinden sie das Gewächs kaum. Das Vordringen der Sträucher können sie daher zwar verlangsamen, aber nicht aufhalten. Auch, weil sie weniger tief ins Grünerlengebüsch eindringen als die Ziegen und Schafe.
«Robuste, traditionelle Rassen produzieren zwar nur wenig Fleisch und Milch», sagte Erstautorin Caren Pauler gemäss der Mitteilung. Doch sie seien in der Lage, die Verbuschung auf jenen Flächen zurückzudrängen, die mit Maschinen nicht mehr befahrbar seien. Dadurch erhielten sie die Schönheit und den Artenreichtum der Alpweiden, weshalb es wichtig sei, «diese alten Rassen trotz ihrer geringeren Produktivität wieder vermehrt zu nutzen.»
(SDA)