Am 26. Februar verbreitete die französische Nachrichtenagentur AFP ein interessantes Bild aus Rom. Zu sehen waren eine ältere Blondine mit aufgespritzten Lippen, eine zweite Dame mit Puppenblick und kecker Frisur sowie ein Herr im rot-schwarzen Gewand inklusive XL-Kruzifix um den Hals. Es handelte sich nicht um eine Montage, sondern um folgende heilige Dreifaltigkeit: Modepäpstin Donatella Versace, «Vogue»-Chefin Anna Wintour und Kardinal Gianfranco Ravasi, im Vatikan für Kulturelles zuständig.
Das Trio posierte an einer Pressekonferenz. Es ging um die Ankündigung einer Ausstellung, die am 10. Mai im Metropolitan Museum of Art in New York eröffnet wird. «Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination» wird die grösste Modeausstellung in der Geschichte der renommierten Institution sein. Über 50 päpstliche Ringe, Kronen und liturgische Gerätschaften aus 15 Pontifikaten verlassen teilweise zum ersten Mal die Schatzkammern der Sixtinischen Kapelle, um mit Exponaten aus der Kostümabteilung des Museums eine kulturell aufgeladene Beziehung zu beleuchten: Mode und Katholizismus.
Madonna, die Jungfrau und goldene Stickereien
Dass die religiöse Symbolik seit jeher als Inspirationsquelle für Couture und Design dient, hat verschiedene Gründe. Man erinnere sich etwa an Madonnas legendäres Musikvideo «Like a Virgin» von 1984, in dem es unter dem Einsatz christlicher Ikonografie bewusst um Provokation ging. Dolce & Gabbana hingegen befassten sich 2013 vielmehr mit Nostalgie und Romantik, als sie die byzantinischen Mosaike der Kathedrale von Monreale (I) als Inspiration für ihre Herbstkollektion verwendeten.
Höhepunkte der Ausstellung werden Roben etwa von Yves Saint Laurent und Christian Lacroix sein, die die katholische Bildsprache zu referenzieren wussten. Schleier aus goldiger Spitze sowie aufwendig bestickte Umhänge, die an den Schutzmantel der Gottesmutter erinnern, werden dem Materiellen huldigen und in Versuchung führen – genau wie im Vaterunser davor gewarnt wird.
Doch Fakt ist: Der Einfluss des Katholischen auf die Mode hat herrliches Kunst- und Textilhandwerk hervorgebracht, das ewig entzückt. Übrigens dürfte ob des Themas die Garderobe von Versace, Wintour und Co. an der diesjährigen Met-Gala drei Tage vor Ausstellungseröffnung besonders pompös ausfallen. Vielleicht darf Kardinal Ravasi ja mit – das passende Outfit besitzt er schon: scharlachrotes Obergewand, Scheitelkäppchen aus Moiréseide und riesiges Kruzifix.
Ausstellung: «Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination», vom 10. Mai bis 8. Oktober 2018 im Metropolitan Museum of Art in New York.