Wenn man darüber nachdenkt, wirkt Wein nicht unbedingt wie etwas, das dafür geschaffen wäre, unsere Sinne zu erfreuen: Der Alkohol reizt den Mund und die Tannine trocknen ihn aus – und manchmal riecht er nach Petrol oder Pferdestall. Appetitlich klingt anders.
Der erst Saft, den wir zu uns nehmen, ist Muttermilch, leicht süsslich und weich. Auch als Erwachsene mögen wir meist das Süsse; und neigen dazu, alles Saure oder Bittere eher zu meiden.
Wie kommt es also dazu, dass wir plötzlich damit anfangen, Wein, Bier oder Kaffee zu mögen? Nun, es ist nicht «plötzlich». Es ist eine Transformation – und braucht Zeit.
Positiver Start in die Weinwelt
Die erste Erfahrung, Wein zu trinken, sollte vielversprechend und angenehm sein. Wenn einem nach dem ersten Genuss von Wein schlecht wird, wird die Wahrscheinlichkeit, erneut Wein zu kosten, eher gering sein.
Auch mit einem ledrigen und adstringierenden Wein wird der Gaumen und die Freude auf die Probe gestellt. War es das erste Mal aber ein fruchtiger Wein, dann steht dem Weg zum Weinliebhaber meist nichts im Weg.
Das soziale Umfeld
Nicht alle wachsen in einer Weinkultur auf. Glücklicherweise kann trotzdem jeder, der es denn möchte, über sein soziales Netzwerk mit Wein in Berührung kommen. Besonders als junge Erwachsener haben Freunde einen gewissen Einfluss darauf, was wir mögen. Die allermeisten Menschen fühlen sich «ausserhalb ihrer Gruppe» nicht besonders wohl; es sei denn, man hat eine rebellische Ader in sich – was mehr als in Ordnung ist.
In einigen sozialen Gefilden signalisiert das Trinken oder Sammeln von Wein einen besonderen Status in der Gesellschaft; für manche Menschen kann dies durchaus eine Motivation sein, mehr über Wein zu erfahren.
Wein ist bis zu einem gewissen Grad auch zu einem Modeartikel geworden: Vor 20 Jahren war es Chardonnay, den man bestellen musste. Dann alles andere als Chardonnay. Dann kam die Sauvignon-blanc-Phase, gefolgt vom Pinot-noir-Wahn. Eine Saison war Moscato angesagt und seit einiger Zeit ist es Rosé.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten
Unsere Gene drücken unsere Sensibilität für bestimmte Geschmäcker und Aromen aus. Wir wissen, dass wir 99,8 Prozent unserer Gene gemeinsam haben – doch sind sie halt doch irgendwie auch alle anders.
Manche Menschen können Bitterkeit schon auf einem sehr niedrigen Niveau sehr ausgeprägt wahrnehmen, andere können auch bei einem sehr hohen Gehalt an Bitterstoffen nichts davon wahrnehmen. Die Geschmäcker sind verschieden – und das ist auch gut so!