Die Skiflug-WM in Kulm (Ö) hatte noch gar nicht begonnen, als sich am Mittwoch beim Training der Vorspringer das Drama abspielt: Lukas Müller, der 23-jährige dreifache Junioren-Weltmeister aus Österreich, verliert kurz vor der Landung seinen linken Ski und knallt fürchterlich auf den Schnee.
Nach Erstversorgung auf der Anlage und einer Notoperation am Donnerstag im Uni-Spital von Graz folgt am Freitag kurz vor Mittag die ernüchternde Botschaft: Müller hat beim Aufprall zwei Halswirbel gebrochen, er bleibt inkomplett – ein bisschen Gefühl in den Beinen ist noch da – querschnittgelähmt, verkündet der leitende Arzt der Grazer Klinik. Im Moment könne der Sportler seine Beine nicht bewegen, eine leichte Verbesserung seiner Situation sei nicht auszuschliessen, aber das würde auf jeden Fall sehr, sehr lange dauern.
Schon vor dem offiziellen Arztbulletin hatte Kira Grünberg am Donnerstag wohl eine Vorahnung: «Alles Gute. Ich denke an Dich. Egal was kommt – nicht aufgeben», postet die 22-jährige Tiroler Stabhochspringerin, die seit ihrem Trainingsunfall im vergangenen Juli selbst gelähmt im Rollstuhl sitzt. Und Erinnerungen an US-Skispringer Nicholas Fairall werden wach: Auch der sass beim Abschluss-Bewerb der Vierschanzen-Tournee am vergangenen Drei-Königs-Tag im Rollstuhl als Zuschauer in Bischofshofen. Am 6. Januar 2015 war er dort ins Elend gestürzt.
Und was machen die Skiflieger vier Stunden nach der Lähmungs-Botschaft von Lukas Müller gestern? Die wilden Flug-Hunde tun am Kulm so, als ob nichts wär. Sie zaubern ihre Über-200-m-Flüge in die Luft. Tournee-Sieger Peter Prevc und Oldie Noriaki Kasai (43) wollen gar nicht mehr landen – 243 und 240,5 m. Mit 208,5 m segelt sogar Simon Ammann, als ob er noch nie schwer gestürzt wäre.
Heinz Kuttin, Ösi-Cheftrainer, bringts auf den Punkt: «Entweder du packst gleich zusammen und fährst nach Hause. Oder du springst unberührt sofort weiter.»
P.S.: Bei Halbzeit führt Gangnes (No) vor Prevc, Ammann ist 17. – heute folgen die Sprünge 3 und 4.