Ein rätselhafter Vermisstenfall sorgt in Deutschland für Aufregung. Seit Samstagnachmittag wird die elfjährige Shalomah vermisst. Wie die Polizei Bayern bekannt gab, brach das Mädchen vom Wohnhaus ihrer Pflegeeltern im 670-Seelen-Dorf Holzheim-Eppisburg zu einer Joggingrunde auf. Seither ist sie verschwunden.
Der schlimme Verdacht: Shalomah ist nicht ausgebüxt, sondern wurde entführt. «Nach einer Ausreisser-Geschichte sieht das nicht aus», sagte Polizeioberkommissar Markus Trieb zur «Bild». Demnach sollen die leiblichen Eltern das Mädchen entführt haben. Diese sind gemäss Recherchen der «Bild»-Zeitung seit Jahren Mitglied in der Sekte «Zwölf Stämme».
Sekte meldet sich
Mittlerweile hat sich die Sekte bei den Pflegeeltern gemeldet und bestätigt, dass sich Shalomah wieder bei ihnen aufhalte. Das berichtet der bayrische Rundfunk. Sie sollen sich keine Sorgen machen, dem Mädchen gehe es gut und sie sei bei ihren Eltern.
Wegen der neu aufgetauchten Mail kündigte die Polizei an, die Suche nach dem Mädchen vorerst einzustellen. Stattdessen wolle man sich nun auf die Ermittlungen rund um das Verschwinden konzentrieren, sagte ein Sprecher der Kriminalpolizei.
Damit bestätigt sich der Verdacht, den der Pflegevater des Mädchens bereits in der «Bild» äusserte. «Die tschechische Polizei war schon beim Haus der leiblichen Eltern. Aber da ist niemand mehr. Ich denke, die Eltern sind verantwortlich», sagte er. Zuvor hätten die Eltern ihre Tochter alle sechs Wochen besucht.
Schwere Misshandlung durch Ruten
Zeugen wollen beobachtet haben, dass vor wenigen Tagen ein bislang unbekanntes Auto vor der Schule des Mädchens gestanden habe. Der Pflegevater geht daher davon aus, dass die Entführung nicht gewaltsam geschah. «Ich denke, sie ist freiwillig eingestiegen», meint er. «Sie hat uns lieben gelernt, liebt aber auch nach wie vor ihre Eltern».
Ein Video aus dem Jahr 2013 zeigt, wie Eltern der Sekte ihre Kinder mit Ruten schlagen. Zudem sollen sie Schulbildung ablehnen. Die Behörden griffen daher durch und entzogen den Eltern der rund 40 Sektenkindern im Jahr 2013 das Sorgerecht. Die Kinder wurden bei Pflegeeltern untergebracht. (zis)