Ein klares Statement gegen den Magerwahn: «Ich sehe immer wieder, wie Models hungern. Diesen krankhaften Trend im High-Fashion-Business mache ich einfach nicht mit!», sagt Topmodel Manuela Frey (20). Seit fünf Jahren gehört die Aargauerin zur Liga der international gefragten Models. Sie lief für Luxusdesignermarken wie Chanel, Gucci und Armani, zierte das Cover des Hochglanzmagazins «Elle», posierte für «Harper's Bazaar» und die US-«Vogue». Sie weiss also, wovon sie spricht.
Manuela Freys Karriere begann, als sie mit 15 Jahren den Schweizer Elite Model Look gewann: «Ich war so jung, mein Körper natürlich dünn, meine Masse 85-60-85. Es hat gepasst, wie ich war – ohne, dass ich etwas dafür oder dagegen tun musste.» Und doch sei auch sie fast in die Magerfalle geraten.
Hungern, um mitzuhalten
«Dünn sein zu wollen, ist wie eine Sucht. Wenn Designer Komplimente über einen ausgehungerten Körper machen, ist das sehr gefährlich für junge Mädchen», erzählt die 1,81 Meter grosse Schönheit. «Es gab schon auch Zeiten, wo ich die Kalorien gezählt habe. Irgendwann sagte mir aber mein Verstand – hey Manuela, was ist das für ein kranker Gedanke.»
«Manche Nachwuchsmodel nehmen Drogen, damit sie das Hungergefühl nicht spüren»
Damit, dass sie sich rechtzeitig für die Gesundheit und gegen eine Laufstegkarriere um jeden Preis entscheid, gelang ihr etwas, was nicht jedes Topmodel schafft oder schaffen will. Sie bestätigt, was oft vermutet, aber selten offen kommuniziert wird: «Ich kenne viele Models, die wirklich hungern, um mithalten zu können. Sie schlucken Watte, übergeben sich, trinken Essig, ernähren sich nur von Grüntee. Manche essen höchstens eine Gurke am Tag. Frey hat auch erlebt, dass Nachwuchsmodels «nur schwarzen Kaffee trinken, Kette rauchen oder Drogen nehmen, damit sie das Hungergefühl nicht spüren». Klar gebe es auch junge Frauen, die von Natur aus einen dünnen Körper haben. Doch das seien die wenigsten.
«Auf meine Rundungen bin ich sehr stolz»
Manuela Frey ist zur Frau geworden – mit weiblichen Rundungen, «auf die ich sehr stolz bin». Ihre Masse (Brust-Taille-Hüfte) sind heute 85-60-90, eigentlich Traummasse. Doch nicht für die Fashion Week New York, die vorletzte Woche über die Bühne ging. «Ich habe mich entschieden, da nicht mitzulaufen. Sie wollen klar ausgehungerte Models. Jeder in der Branche weiss, dass man da für den Catwalk maximal 89 Zentimeter Hüftumgang haben darf.»
«Ich geniesse das Essen»
Stattdessen war sie letzte Woche bei der Fashion Week Madrid, die kein Model mit einem BMI (Body-Mass-Index) unter 18 defilieren lässt. Frey lief für 17 verschiedene Designer, ist glücklich und fühlt sich wohl. «Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu hören und geniesse das Essen. Entweder man akzeptiert mich, wie ich bin, oder man solls lassen. Ich werde für keinen Designer hungern.»
Nebenbei lässt sie sich in ihrer Wahlheimat New York gerade zur Ernährungsberaterin ausbilden. «Künftig möchte ich Newcomer-Models in Ernährungsfragen unterstützen, sie beim Aufbau ihrer Karriere begleiten – und das mit Freude und gesundem Anspruch.»