Bei Zeremonien in Oslo und Stockholm erhalten in diesem Jahr zehn Männer, zwei Frauen und zwei Organisationen die prestigeträchtigen Nobelmedaillen. Bei der Stockholmer Zeremonie werden auch zahlreiche Ausgezeichnete der beiden Vorjahre dabei sein, die 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie nicht nach Schweden kommen konnten.
«Nach zwei Jahren mit abgesagten Feierlichkeiten können wir endlich die Nobelpreisträger in Stockholm willkommen heissen», erklärte der Exekutivdirektor der Nobelstiftung, Vidar Helgesen. Dies stelle eine fantastische Gelegenheit dar, um die Wissenschaft, Literatur und Friedensbemühungen zu feiern. Gleich 27 Nobelpreisträgerinnen und -träger sollen diesmal in der schwedischen Hauptstadt dabei sein.
Los geht es am Samstag jedoch zunächst nicht in Stockholm, sondern in Oslo. Passenderweise am Tag der Menschenrechte werden im dortigen Rathaus am frühen Nachmittag die Menschenrechtsorganisationen Center for Civil Liberties (Zentrum für bürgerliche Freiheiten, CCL) aus der Ukraine und Memorial aus Russland sowie der Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljazki aus Belarus mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Da Bjaljazki seit anderthalb Jahren in seiner Heimat inhaftiert ist, nimmt seine Frau Natalja Pintschuk seinen Preis in Empfang.
Die für die jeweiligen Nobelpreise zuständigen Institutionen hatten Anfang Oktober bekanntgegeben, wer die Auszeichnungen in diesem Jahr erhält. Mit der Vergabe des Friedensnobelpreises an Menschenrechtler hat das norwegische Nobelkomitee den Friedensbegriff diesmal breiter gefasst, wie die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen, am Freitag auf einer Pressekonferenz sagte. Man habe hervorheben wollen, dass Friedensbemühungen manchmal nicht vom Staat, sondern von der Zivilgesellschaft ausgingen. «Dies ist die Botschaft, die wir senden wollten: Dass Frieden eine Errungenschaft ist, die mit bestimmten Werten einhergeht, für die all unsere Preisträger arbeiten.»
Die Nobelpreise gehen auf den Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurück. Sie werden traditionell an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, überreicht - der Friedensnobelpreis als einziger in Oslo, alle anderen in Stockholm. Pro Kategorie ist die Auszeichnung in diesem Jahr erneut mit einem Preisgeld in Höhe von zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 920 000 Euro) dotiert.
Bei der Zeremonie in Stockholm am späteren Nachmittag wird neben weiteren Ausnahmeforschern und der Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux auch ein Wissenschaftler ausgezeichnet, der in Deutschland forscht: Der am Leipziger Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) arbeitende schwedische Evolutionsforscher Svante Pääbo erhält diesmal den Medizin-Nobelpreis. Laut Sitzordnung darf Pääbo beim pompösen Nobelbankett am Abend neben der schwedischen Thronfolgerin Kronprinzessin Victoria Platz nehmen.
Zwei frühere deutsche Preisträger werden ebenfalls dabei sein: Benjamin List, einer der Chemie-Nobelpreisträger 2021, sowie Reinhard Genzel, der 2020 zu den Physik-Nobelpreisträgern gezählt hatte. Einer der diesjährigen Geehrten in der Kategorie Chemie kennt das Prozedere dagegen bereits: Der US-Forscher Barry Sharpless hatte den Chemie-Nobelpreis vor 21 Jahren schon einmal erhalten.
(SDA)