Weitere Führungskräfte treten ab
Ist das das Ende von Pegida?

Dresden/Washington – In der Islam-feindlichen deutschen Bewegung Pegida («Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes») ist eine schwere Führungskrise ausgebrochen: Sprecherin Kathrin Oertel und vier weitere Mitglieder des Organisationsteams legten ihre Ämter nieder. In einer Sondersitzung soll in den nächsten Tagen ein neuer Vorstand gewählt werden.
Publiziert: 28.01.2015 um 17:13 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:33 Uhr

Den Rücktritt Oertels bestätigte das Bündnis auf seiner Internetseite. Zuerst hatte das Magazin «Stern» darüber berichtet. Pegida sprach von einer «Auszeit» wegen massiver Anfeindungen, Drohungen und beruflicher Nachteile.

Weiter hiess es, der frühere CDU-Stadtrat von Meissen (Sachsen), Thomas Tallacker, habe in letzter Zeit wegen der Presseberichterstattung berufliche Nachteile gehabt.

Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann sagte der «Süddeutschen Zeitung» Oertel sei zurückgetreten, weil sie aus Antifa-Kreisen (Antifaschistische Aktion) massiv bedroht worden sei. Weder Oertel noch er stünden künftig für Vorstandsposten zur Verfügung.

Bachmann war vor einer Woche wegen ausländerfeindlicher Facebook-Posts und Selbstdarstellungen mit Hitler-Schnurrbart als Vereinschef zurückgetreten.

Auch der Wirtschaftsberater Bernd-Volker Lincke trat aus dem Führungskreis zurück. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Ich kann und will mich mit den Äusserungen von Lutz Bachmann nicht identifizieren.» Nach seinen Worten steigen auch AfD (Alternative für Deutschland)-Mitglied Achim Exner und Vereinsvize René Jahn aus.

Nach Berichten mehrerer Medien wurde bei einer Sitzung des Vereinsvorstands am Dienstagabend über die Rolle Bachmanns diskutiert. Er wolle sich entgegen seiner Ankündigungen offenbar doch nicht ganz aus der Bewegung zurückziehen.

Pegida organisiert seit Oktober wöchentliche Demonstrationen gegen eine befürchtete «Überfremdung» Deutschlands. Nur in Dresden konnte die Bewegung dabei Massen mobilisieren, Nachahmer in anderen Städten blieben bisher weitgehend erfolglos.

Der Kölner Pegida-Ableger sagte unterdessen eine geplante Demonstration für den Abend ab. Als Grund nannte eine Sprecherin Krankheitsfälle in der Organisationsgruppe.

Das Bündnis «Köln gegen Rechts» will aber nach Aussage eines Sprechers an der geplanten Gegenkundgebung festhalten. Vor einer Woche hatten in der Rheinmetropole etwa 200 Kögida-Anhänger demonstriert sowie 1500 Gegendemonstranten.

Kögida wird nach Angaben des deutschen Verfassungsschutzes, des Inlandsgeheimdienstes, von Rechtsextremisten gesteuert. Die Dresdner Pegida (Sachsen) hat sich von der Gruppe distanziert.

Das Aussenministerium (State Department) in Washington hat US-Bürger in einer Reisewarnung für Deutschland auf mögliche Gefahren im Zusammenhang mit Pegida-Demonstrationen hingewiesen. Amerikaner in Deutschland sollten in einer Reihe deutscher Städte grössere Menschenmengen meiden und besonders vorsichtig sein, hiess es in einer bereits am Montag herausgegebenen Mitteilung.

Konkret wurden geplante Demonstrationen in Berlin, Frankfurt, München, Dresden, Leipzig und Köln in den kommenden Wochen sowie eine Kundgebung in Düsseldorf am Rosenmontag (16. Februar) erwähnt.

Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) nannte die Warnung eine «bedauerliche Übertreibung». Die Sicherheitslage im Land sei unverändert stabil, Gäste aus aller Welt seien herzlich willkommen.

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