«Gewisse Empfehlungen sind schwer zu verstehen. In einem Jahr wird der Gesamtsumme für die Entschädigung zugestimmt; im Jahr darauf die genau gleiche Summe abgelehnt», sagte Voser in dem Interview.
Die Stimmrechtsberater würden fixe generelle Kriterien in einem Vergütungsbericht nur abhaken, ohne dabei auf individuelle Eigenheiten eines Unternehmens einzugehen. Je nachdem seien für die Vergütung bei einer Firma aber ganz andere Kriterien wichtig, hob der ABB-Verwaltungsratspräsident hervor.
Die Stimmrechtsberater seien ihm allerdings sowieso nicht so wichtig: «Ich habe kein Verpflichtung gegenüber Stimmrechtsberatern. Ich will das Richtige für ABB, für die Investoren», betonte der Manager.
Voser plädiert gleichzeitig für eine Vereinfachung der Entlohnungssysteme. «Es ist an uns, auf die Investoren zuzugehen und gemeinsam eine Vereinfachung in unserem Lohnsystem hinzubekommen», sagte er gegenüber der «Schweiz am Wochenende». Es sei ein unverhältnismässiger Aufwand, wenn der ABB-Konzern gut 25 Seiten brauche, um zu erklären, was sein Management verdient.
Als eine Möglichkeit für künftige Vergütungen schwebt Voser ein unkompliziertes zweiteiliges System vor: Einerseits könnten die Mitarbeiter über Aktien am langfristigen Erfolg einer Firma teilhaben. Andererseits wäre für die mittlere Frist das Basis-Salär entscheidend, erklärte er.
Bezüglich der Wachstumsschwäche des seit Jahren unter Umsatzrückgängen leidenden ABB-Konzerns sagte Voser, das Unternehmen wolle in diesem Jahr in eine Wachstumsphase umschalten. «Wir haben ein Effizienz-Programm hinter uns, konnten unsere Margen steigern, obschon wir konjunkturellen Gegenwind hatten.»
Besondere Chancen für eine Expansion sieht er in der Digitalisierung. ABB erhebe derzeit schon Unmengen an Daten, aus denen der Konzern bestehende Produkte besser machen und neue Services lancieren wolle, sagte Voser.
«ABB wird eine Wachstumsstory sein, mittel- und langfristig», gibt sich der ABB-Verwaltungsratspräsident überzeugt.