Die Staatsanwaltschaft hatte 26 Jahre und drei Monate Haft für den 54-jährigen Kapitän gefordert. Nun kritisierte Schettinos Rechtsanwalt, Donato Laino, in seinem Schlussplädoyer die Ermittler der toskanischen Stadt Grosseto scharf.
Von Anfang an habe die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen nicht auf objektive Weise geführt. Sie habe sich nicht auf die Havarie, sondern auf den «feigen Kapitän» konzentriert, um Schettino als «negative Figur» und als einzigen Verantwortlichen des Unglücks darzustellen, betonte Laino.
Die Staatsanwaltschaft habe sich keineswegs mit den Fehlern der Offiziere befasst, die bereits zu geringeren Strafen verurteilt worden sind. Der Anwalt zitierte Offiziere der Costa Concordia, die Schettino als genauen und verantwortungsvollen Kapitän beschrieben.
Die Staatsanwälte werfen Schettino neben fahrlässiger Tötung und Körperverletzung massive Fehler vor, nachdem die Costa Concordia einen Felsen vor der toskanischen Insel Giglio gerammt hatte.
Schettinos Verteidigung hat die Strafforderung der Staatsanwaltschaft als übertrieben bezeichnet, sie komme fast einer lebenslänglichen Haftstrafe gleich, was bei Fahrlässigkeit unannehmbar sei.
Schettinos zweiter Verteidiger, Domenico Pepe, hatte Respekt für den Angeklagten verlangt, den die Staatsanwälte als eine Mischung aus «einem leichtsinnigen Optimisten und einem wendigen Idioten» bezeichnet hatten.
Der Kapitän hat zwar eine Mitschuld eingeräumt, jedoch stets behauptet, seine Crew habe die entscheidenden Fehler gemacht. Vier Crewmitglieder und ein Manager der Reederei Costa Crociere haben sich bereits sich vor dem Prozess mit dem Gericht gegen Schuldeingeständnisse auf Haftstrafen bis zu knapp drei Jahren geeinigt.
Nach dem Plädoyer der Verteidigung in Anwesenheit Schettinos darf die Staatsanwaltschaft am Montag noch einmal abschliessend reagieren. Dann wird voraussichtlich am kommenden Mittwoch das Urteil gegen Schettino fallen. Bei der Havarie des Kreuzfahrtschiffes vor der Insel Giglio kamen vor drei Jahren 32 Personen ums Leben.