Saudi-Arabien: Angriff auf grösste Ölraffinerie der Welt
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USA beschuldigen Iran:Saudi-Arabien: Angriff auf grösste Ölraffinerie der Welt

Nach Drohnen-Angriff auf Ölraffinerie
Pompeo berät mit saudischer Führung über mögliche Optionen

Nach dem Angriff auf wichtige Erdölanlagen in Saudi-Arabien will US-Aussenminister Mike Pompeo mit der saudischen Führung über eine Reaktion beraten. Dies teilte das US-Aussenministerium in Washington am Dienstag (Ortszeit) mit.
Publiziert: 18.09.2019 um 06:54 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2019 um 15:24 Uhr
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US-Aussenminister Mike Pompeo will am heutigen Mittwoch in Saudi-Arabien mit der Führung des Königreiches über die Eskalationen in Nahost sprechen.

Demnach werde Pompeo schon am heutigen Mittwoch in der Hafenstadt Dschidda mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zusammenkommen. Pompeo werde dabei auch «Bemühungen koordinieren, der iranischen Aggression in der Region entgegenzuwirken». Saudi-Arabien ist ein enger Verbündeter der USA.

USA vermuten Iran hinter den Angriffen

Die Huthi-Rebellen im Jemen hatten sich zu den Angriffen am vergangenen Samstag auf die Erdölanlagen im benachbarten Saudi-Arabien bekannt. Pompeo hatte dennoch den Iran direkt dafür verantwortlich gemacht. US-Präsident Donald Trump nahm nach den Angriffen ebenfalls den Iran als möglichen Verantwortlichen ins Visier. Der Iran wies jedoch jede Verantwortung für die Angriffe zurück. Die Angriffe hatten die Sorge vor einer militärischen Eskalation im Nahen Osten befeuert und den Erdölpreis in die Höhe getrieben.

Geheimdienste nehmen Ermittlungen auf

US-Vizepräsident Mike Pence hatte am Dienstag ebenfalls gesagt, dass es danach aussehe, als sei der Iran Urheber der Angriffe gewesen. Die Geheimdienste überprüften entsprechende Hinweise. «Wir beraten mit unseren Verbündeten, und der Präsident wird in den kommenden Tagen die beste Vorgehensweise bestimmen.» Die USA wollten keinen Krieg, seien aber zur Verteidigung ihrer Interessen und ihrer Verbündeten bereit.

Riad fordert entschlossenes Handeln

Das saudische Kabinett hatte am Dienstag nach Angaben der Agentur SPA gefordert, die Verantwortlichen für diese Aggressionen müssten zur Verantwortung gezogen und abgeschreckt werden. Das Land werde seinen Boden und seine lebenswichtigen Einrichtungen verteidigen. König Salman erklärte, die «feigen Angriffe» hätten nicht nur auf Erdölanlagen des Landes abgezielt, sondern auch auf die internationale Erdölversorgung. Sie bedrohten die Stabilität der Region. Jemens Huthi-Rebellen drohten dem Königreich jedoch mit neuen Angriffen.

Der Geschäftsführer des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco, Amin Nasser, teilte am Dienstag mit, dass die nach den Angriffen eingebrochene Erdölproduktion Ende des Monats wieder das frühere Niveau erreichen werde. Energieminister Abdulasis bin Salman sagte in Dschidda, die Hälfte der eingebrochenen Ölproduktion sei bereits wieder hergestellt.

Gezielter Angriff auf Ölraffinerie

Am Samstag hatten mehrere Drohnenangriffe unter anderem die grösste Erdölraffinerie des Landes in Abkaik getroffen und die Produktionsmenge auf etwa die Hälfte des üblichen Volumens gesenkt. Im vergangenen Monat produzierte Saudi-Arabien nach Opec-Angaben rund 9,8 Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag. Durch die Angriffe war die Produktion um 5,7 Millionen Barrel pro Tag eingebrochen.

War Krieg im Jemen der Auslöser für den Angriff?

Saudi-Arabien führt eine von den USA unterstützte Allianz arabischer Staaten an, die im Jemen seit Jahren gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen kämpft. Die saudische Luftwaffe fliegt immer wieder Luftangriffe gegen die Huthis.

Der iranische Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif schrieb am Dienstag auf Twitter, die Amerikaner würden ihre Augen vor der Wahrheit verschliessen, wenn sie glaubten, dass die Jemeniten nach mehr als vier Jahren Kriegsverbrechen nicht zurückschlagen würden. Die einzige Lösung sei ein Ende des Krieges im Jemen.

«Die USA sind nicht empört, wenn ihre Alliierten vier Jahre lang mit ihren Waffen und ihrer militärischen Hilfe gnadenlos Babys bombardieren, aber sie regen sich furchtbar auf, wenn die Opfer auf die einzig ihnen mögliche Weise reagieren - gegen die Ölraffinerien des Aggressors», twitterte Sarif am Dienstag.

Ausserdem sei es den Amerikanern laut Sarif wohl peinlich, dass die Waffenlieferungen in dreistelliger Milliardenhöhe an ihre Verbündeten nicht die jemenitischen Angriffe stoppen konnten. «Aber nun den Iran zu beschuldigen, wird auch nichts ändern. (...) Die einzige Lösung ist, diesen Krieg zu beenden», schrieb Sarif in einem zweiten Tweet.

Seit Jahren brutaler Bürgerkrieg

Im Jemen tobt seit 2014 ein Bürgerkrieg. Die Huthis überrannten grosse Gebiete und vertrieben die international anerkannte Regierung aus der Hauptstadt Sanaa. Deren Rückhalt im Jemen ist nach Einschätzung von Beobachtern schwach. Wegen des Bürgerkriegs erlebt das Land nach Angaben der Uno die weltweit schwerste humanitäre Krise. Uno-Vermittler Martin Griffiths forderte eine schnelle Beilegung des Konflikts im Jemen. Die Angriffe auf die Erdölanlagen hätten die Dringlichkeit einer politischen Lösung gezeigt, schrieb er in der «New York Times».

Darum geht es im Jemen-Krieg

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

Eine Militärkoalition unter der Führung des sunnitischen Saudi-Arabiens hat deshalb 2015 politisch und militärisch in den Konflikt eingegriffen. Sie kämpfen fast ausschliesslich aus der Luft.
Der Koalition gehören neben Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal an. Logistisch unterstützt werden sie von den Briten, Franzosen und Amerikanern. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Parteien Kriegsverbrechen vor. Im September scheiterten Friedensgespräche, weil die Huthi-Rebellen den Verhandlungen fernblieben.

Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
KEYSTONE/EPA/YAHYA ARHAB

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

Eine Militärkoalition unter der Führung des sunnitischen Saudi-Arabiens hat deshalb 2015 politisch und militärisch in den Konflikt eingegriffen. Sie kämpfen fast ausschliesslich aus der Luft.
Der Koalition gehören neben Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal an. Logistisch unterstützt werden sie von den Briten, Franzosen und Amerikanern. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Parteien Kriegsverbrechen vor. Im September scheiterten Friedensgespräche, weil die Huthi-Rebellen den Verhandlungen fernblieben.

Saudi-Arabien schliesst sich US-Mission im Golf an

Saudi-Arabien schliesst sich der internationalen Koalition für maritime Sicherheit in der Golfregion an. Dies teilte die staatliche Nachrichtenagentur SPA am Mittwoch unter Berufung auf das Verteidigungsministerium des Landes mit.

Die von den USA geführte Militärmission hat das Ziel, kommerzielle Schiffe auf den internationalen Handelsrouten im Persischen Golf, dem Golf von Oman, der Strasse von Hormus und der Meerenge Bab al-Mandab zu begleiten und vor möglichen Übergriffen zu schützen. Für die Marinemission hatten die USA Verbündete gesucht, nachdem der Iran zwei ausländische Öltanker bei der Durchfahrt in der Golfregion festgesetzt hatte. Die Bundesregierung hatte eine Anfrage der USA zur Teilnahme an der Mission Anfang August abgelehnt.

Warum ist die Strasse von Hormus so wichtig?

Mehrere Zwischenfälle mit Handelsschiffen nahe der Meerenge von Hormus haben in den vergangenen Monaten den Blick auf diese wichtige Seestrasse gelenkt. Rund ein Drittel des auf dem Seeweg transportierten Öls wird durch die Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman befördert.

Blockade bedroht internationale Ölmärkte

Eine Sperrung dieses strategisch wichtigen Nadelöhrs würde den Ölpreis in die Höhe treiben mit katastrophalen Folgen für die Weltwirtschaft. Schon die jüngsten Vorfälle sorgten daher für Nervosität an den Ölmärkten.

Angesichts des Streits um das internationale Atomabkommen mit dem Iran und der Wirtschaftsblockade der USA hat Teheran wiederholt gedroht, die Seestrasse zu blockieren. Die Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman ist nur 50 Kilometer breit. Auch wenn die iranische Marine den USA militärisch nicht gewachsen ist, wäre es nicht schwer für sie, eine Durchfahrt durch Seeminen zu blockieren.

Seit Jahrhunderten wichtiger Handelsweg

Die Meerenge von Hormus ist schon seit Jahrhunderten eine wichtige Handelsroute. Auf den Inseln Hormus und Keschm errichteten die Portugiesen im 16. Jahrhundert Festungen und Handelsstützpunkte. Heute sind die iranischen Inseln wegen ihrer dramatischen Felsformationen und Mangrovenwälder beliebte Touristenziele. Weitere Inseln in der Mitte der Seestrasse sind zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten umstritten.

Mehrere Zwischenfälle mit Handelsschiffen nahe der Meerenge von Hormus haben in den vergangenen Monaten den Blick auf diese wichtige Seestrasse gelenkt. Rund ein Drittel des auf dem Seeweg transportierten Öls wird durch die Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman befördert.

Blockade bedroht internationale Ölmärkte

Eine Sperrung dieses strategisch wichtigen Nadelöhrs würde den Ölpreis in die Höhe treiben mit katastrophalen Folgen für die Weltwirtschaft. Schon die jüngsten Vorfälle sorgten daher für Nervosität an den Ölmärkten.

Angesichts des Streits um das internationale Atomabkommen mit dem Iran und der Wirtschaftsblockade der USA hat Teheran wiederholt gedroht, die Seestrasse zu blockieren. Die Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman ist nur 50 Kilometer breit. Auch wenn die iranische Marine den USA militärisch nicht gewachsen ist, wäre es nicht schwer für sie, eine Durchfahrt durch Seeminen zu blockieren.

Seit Jahrhunderten wichtiger Handelsweg

Die Meerenge von Hormus ist schon seit Jahrhunderten eine wichtige Handelsroute. Auf den Inseln Hormus und Keschm errichteten die Portugiesen im 16. Jahrhundert Festungen und Handelsstützpunkte. Heute sind die iranischen Inseln wegen ihrer dramatischen Felsformationen und Mangrovenwälder beliebte Touristenziele. Weitere Inseln in der Mitte der Seestrasse sind zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten umstritten.

(SDA)

Der Iran-Konflikt im Ticker

Der Konflikt zwischen dem Iran und den USA spitzt sich immer weiter zu. Im Newsticker halten wir Sie über die Vorkommnisse auf dem Laufenden.

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