Die US-Kleinstadt Ferguson im US-Bundesstaat Missouri kommt auch sieben Monate nach dem Tod des schwarzen Jugendlichen Michael Brown (†18) nicht zur Ruhe. In der Nacht auf heute fielen bei Protesten vor dem Polizei-Hauptquartier Schüsse. Mehrere Augenzeugen berichten unabhängig voneinander von zwei Polizisten, die angeschossen worden sein sollen. Sie seien mit Verletzungen im Gesicht beziehungsweise am Bein mit der Ambulanz ins Spital gebracht worden, berichtet die TV-Station KMOV.
Mit Pistolen, Maschinengewehren und Schlagstöcken bewaffnete Polizisten versuchten die Demonstranten in Schach zu halten und den Schützen aufzuspüren. «Rassismus lebt hier», skandierten ein Protestierender per Megafon vor dem Polizeigebäude. «Sie kümmern sich nicht wirklich um uns», stand auf einem Plakat, das eine Demonstrantin in die Höhe hielt. Aufgebrachte Bürger griffen Polizisten tätlich an oder beschimpften sie. Mehrere Personen wurden festgenommen.
Abfindung von knapp 100'000 Franken
Auslöser für die erneuten Demonstrationen war der Rücktritt des lokalen Polizeichefs. Thomas Jackson nimmt den Hut, nachdem vergangene Woche ein Bericht des US-Justizdepartements veröffentlicht worden ist, der der Stadtverwaltung einschliesslich der Polizei Rassismus vorwirft. Schwarze würden von den Beamten systematisch schikaniert, so das Fazit des Papiers. Der Chef der Stadtverwaltung ist aufgrund des Berichts bereits von seinem Posten abgetreten.
Der Rücktritt Jacksons auf den 19. März sei im gegenseitigen Einvernehmen zwischen Jackson und der Stadtverwaltung erfolgt, hiess es. Medienberichten zufolge erhält der abtretende Polizeichef eine Abfindung in der Höhe eines Jahressalärs, umgerechnet knapp 100'000 Franken.
Im August vergangenen Jahres war der unbewaffnete Teenager Michael Brown von einem weissen Polizisten in Ferguson erschossen worden. Nach einem Handgemenge gab der Beamte Darren Wilson zwölf Schüsse auf den Jugendlichen ab, sieben trafen Brown. Wilson argumentierte, aus Notwehr gehandelt zu haben. Eine Grand Jury glaubte ihm und beschloss, den Fall nicht vor Gericht zu bringen und auch die Bundesbehörden erhoben keine Anklage. (lha)