Folgen bald Mittelkürzungen?
EU-Parlament spricht Ungarn Status einer Demokratie ab

Das Europäische Parlament hat Ungarn abgesprochen, eine Demokratie zu sein. «Unter Sachverständigen» herrsche zunehmend Einigkeit darüber, «dass Ungarn keine Demokratie mehr ist», hiess es am Donnerstag in einem Entschluss.
Publiziert: 15.09.2022 um 13:01 Uhr
Viktor Orban hat nach einem EU-Entscheid Mittelkürzungen zu befürchten. (Archivbild)
Foto: AFP

Die Abgeordneten kritisierten die Europäische Union selbst, nicht entschlossen genug gehandelt zu haben. Das Parlament bedauere, «dass das Fehlen entschlossener Massnahmen der EU zu einem Zerfall der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und der Grundrechte in Ungarn beigetragen hat».

Über Monate hatten die Europaabgeordneten die EU-Kommission in Brüssel aufgefordert, etwas gegen mutmassliche Rechtsstaatsverstösse in Ungarn zu tun und dem Land womöglich EU-Gelder zu kürzen. Den sogenannten Rechtsstaatsmechanismus löste die EU-Kommission nach langem Zögern dann im April aus. Damit können bei Verstössen gegen gemeinsame Grundwerte Zahlungen aus dem EU-Haushalt für Länder gekürzt werden.

EU will Ungarn Tür offen halten

Die Kommission warf Ungarn dabei unter anderem Korruption, Interessenkonflikte und massive Probleme bei der öffentlichen Auftragsvergabe und der Parteienfinanzierung vor. Dahinter steht der Verdacht, eine Clique um den ungarischen Regierungschef Viktor Orban (59) bereichere sich zum Schaden des gemeinsamen EU-Haushalts.

Bevor es wirklich zu Mittelkürzungen kommt, ist ein Beschluss von mindestens 15 EU-Staaten nötig, die für 65 Prozent der Bevölkerung stehen. Einem Bericht des Onlinemediums «Politico» zufolge könnte die EU-Kommission am Sonntag den Mitgliedstaaten eine Mittelkürzung für Ungarn vorschlagen. Demnach will sie jedoch gleichzeitig Ungarn die Tür offen halten, dem durch Reformen zu entgehen. (AFP)


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