Angespannt wartete Ferguson – und damit die ganze USA – auf den Entscheid einer Geschworenenjury. Sie hatte darüber zu entscheiden, ob Polizist Darren Wilson in der Tötung von Michael Brown (†18) angeklagt werden soll.
Um 3:26 Uhr dann verkündete Bezirks-Staatsanwalt Bob McCulloch den Entscheid der Grand Jury: Darren Wilson wird nicht angeklagt. Es liegen keine oder nicht genügend Beweise für eine Straftat vor.
Wilson hatte im Sommer den schwarzen Jugendlichen Michael Brown (†18) erschossen. Brown war unbewaffnet.
Die drei schwarzen und neun weissen Geschworenen beschäftigten sich rund drei Monate lang mit dem Fall. Sie hätten jedes einzelne Beweisstück und jede Zeugenaussage genauestens überprüft, sagte Staatsanwalt Robert McCulloch.
Zuvor (0:40 Schweizer Zeit) richtete Gouverneur Jay Nixon sich an die Einwohner. Er selbst kenne das Urteil der Grand Jury nicht. Er fordere aber alle zu «Toleranz, Respekt und Zurückhaltung» auf.
Landesweite Proteste
Der tragische Vorfall löst in der Folge in Ferguson Proteste, Plünderungen und Strassenschlachten aus. Ähnliches wird nun bei der Verkündung des Entscheids der Jury befürchtet, falls Darren Wilson einer Anklage entgeht.
Etliche Schulen haben bekanntgegeben, dass sie am Dienstag geschlossen bleiben.
In den vergangenen Tagen war es nachts zu kleineren Demonstrationen in der Stadt gekommen. Die Polizei nahm mehrere Menschen fest. Bereits letzte Woche rief Missouris Gouverneur den Notstand aus und die holte die Nationalgarde, um zusätzlich für Sicherheit zu sorgen.
Bereits am vorletzten Wochenende errichtete die Polizei Barrikaden um das Gerichtsgebäude, in dem die Jury tagt.
Auch in Dutzenden anderen US-Städten werden Protestaktionen erwartet, wenn die sogenannte Grand Jury gegen einen Prozess entscheidet. Viele Schwarze sind in den USA der Überzeugung, dass die meist weissen Polizisten selbst bei schwersten Vergehen straffrei bleiben.
Darüber entscheidet die Grand Jury
Der Polizist Wilson könnte wegen Mordes, Totschlags oder auch fahrlässiger Tötung angeklagt werden - wenn überhaupt. Experten erklären die ungewöhnlich lange Dauer der Jury-Beratungen unter anderem damit, dass sie so viele verschiedene Optionen für eine Anklage abzuwägen haben.
Dem Gremium gehören drei Schwarze und neun Weisse an. Für eine Entscheidung sind neun Geschworenen-Stimmen nötig. Der Todesschütze selbst beruft sich auf Notwehr.
Begleitet wurden die Vorbereitungen von zahlreichen Aufrufe zur Gewaltlosigkeit. So warb auch Michael Browns Vater eindringlich für friedliche Proteste im Fall einer Entscheidung gegen eine Anklage.
US-Präsident Barack Obama mahnte ebenfalls zur Ruhe. Ein Ereignis «als Ausrede für Gewalt» zu missbrauchen, widerspreche dem Gesetz, sagte Obama dem Sender ABC. (SDA/ent)