36 Jahre Atomkatastrophe
Lemke warnt zu Tschernobyl-Jahrestag vor Atom-Gefahr in Ukraine

Aus Anlass des Jahrestags der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat deutsche Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) vor der gestiegenen Gefahr eines neuen Atom-Unglücks durch den Ukraine-Krieg gewarnt.
Publiziert: 26.04.2022 um 10:15 Uhr
1986 ereignete sich im Atomkraftwerk Tschernobyl eine Explosion.
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«Die grosse weltweite Sorge um die Akw-Sicherheit in der Ukraine führt uns die potenzielle Gefahr, die von Atomkraftwerken ausgeht, dramatisch vor Augen», erklärte Lemke am Montag in Berlin. «Uns wird auf schreckliche Weise klar, dass Atomenergie eine Hochrisiko-Technologie ist und bleibt.»

Ministerin verweist auf russischen Akw-Beschuss

Die Ministerin verwies darauf, dass russische Truppen in der Ukraine das Atomkraftwerk Saporischschja unter Beschuss genommen hätten. «Damit wurde zum ersten Mal in der Geschichte bewusst in Kauf genommen, das Risiko eines Akw-Unfalls durch militärische Aggression zu erhöhen», erklärte die Ministerin. «Das ist alarmierend.»

36 Jahre Atomkatastrophe von Tschernobyl

Am 26. April 1986 war ein Sicherheitstest in dem Atomkraftwerk hundert Kilometer nördlich von Kiew ausser Kontrolle geraten, woraufhin es in Reaktorblock 4 des Atomkraftwerks zu einer Kernschmelze kam. Es dauerte zehn Tage, bis die brennende Ruine gelöscht war. Durch das Unglück wurden grosse Mengen Radioaktivität freigesetzt, die weite Gebiete der damaligen Sowjetunion und Europas verstrahlten.

Tschernobyl-Katastrophe - Die unsichtbare Gefahr bleib

Am 26. April 1986 explodierte der Tschernobyl-Reaktor in vollem Betrieb – der erste Super-GAU in der Geschichte der Kernenergie. Auch Jahre später kämpfen Menschen und Natur immer noch mit den Spätfolgen der Katastrophe.

Am 26. April 1986 explodierte der Tschernobyl-Reaktor in vollem Betrieb – der erste Super-GAU in der Geschichte der Kernenergie. Auch Jahre später kämpfen Menschen und Natur immer noch mit den Spätfolgen der Katastrophe.

Es war die bisher grösste Katastrophe in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie. Die Zahl der Todesfälle, die langfristig auf den Super-GAU zurückzuführen sind, ist umstritten: Mindestens 30 Menschen starben unmittelbar nach dem Unglück. Ein UN-Gutachten rechnete 2005 mit insgesamt bis zu 4000 Strahlentoten, Greenpeace ging ein Jahr später bereits von 100.000 Toten aus.

Auch Umwelt- und Friedensverbände warnte am Montag anlässlich des 36. Jahrestags vor den Gefahren der Atomenergie. «Tschernobyl zeigt, dass Atomkraft nicht beherrschbar ist», erklärte der Vorsitzende des BUND, Olaf Bandt. «Der Krieg gegen die Ukraine führt uns deutlich vor Augen, dass wir uns Atomkraft mit all ihren Gefahren und Folgen nicht leisten können.»

Die Gruppierung Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) warnte: «Die Ereignisse der letzten Wochen haben gezeigt, dass ein Reaktorunglück keineswegs unwahrscheinlich ist. Die Beschädigung der Atomanlagen oder die Unterbrechung der Stromversorgung aufgrund von Kampfhandlungen könnten eine Katastrophe hervorrufen.»

(AFP)

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