Es hat nicht sollen sein: Die Schweiz scheidet im EM-Viertelfinal gegen Spanien aus. Über eine Stunde lang hält das Nati-Bollwerk – auch dank einer gehörigen Portion Glück. Insgesamt dreimal treffen die Spanierinnen nur den Pfosten.
In der 66. Minute sorgt Athenea dann für die Erlösung aufseiten der Weltmeisterinnen. Auf das 1:0 folgt fünf Minuten später das sehenswerte 2:0 durch Pina. Es nimmt den Schweizerinnen gleichzeitig auch die letzten Hoffnungen auf ein Comeback.
Das Spiel ist da zwar entschieden, das Drama aber noch nicht vorbei: Zuerst verschiesst Spanien kurz vor Ende den zweiten Penalty des Spiels, dann sieht Noelle Maritz in der Nachspielzeit noch Rot.
Der Schweizer Anhang lässt sich davon aber nicht beirren. Jede Spielerin, Trainerin Pia Sundhage und der gesamte Nati-Staff wird nach Schlusspfiff von den Fans im Wankdorf frenetisch gefeiert. Es ist ein würdiger Schlusspunkt einer historischen Schweizer EM-Kampagne.
Bei mehreren Schweizerinnen fliessen unmittelbar nach dem Schlusspfiff die Tränen. Die mitreissende EM-Kampagne der Nati endet im Viertelfinal gegen Spanien. Gegen die Weltmeisterinnen zeigte das Team von Pia Sundhage lange Zeit einen heroischen Abnützungskampf. Schliesslich aber setzte sich die Klasse von «La Roja» doch verdient durch.
Und dann ist die Partie zu Ende. Das Schweizer Wunder von Bern bleibt aus. Die Spanierinnen gewinnen dank zwei Toren in der zweiten Halbzeit gegen die Nati mit 2:0 und ziehen in den EM-Halbfinal ein. Für die Gastgeberinnen ist das Turnier hier zu Ende.
Auch das noch: Wegen einer Notbremse an Paralluelo sieht Noelle Maritz in der Nachspielzeit noch die Rote Karte. Kein schöner Schlusspunkt für die Verteidigerin an dieser EM.
Nochmals gibt es mehrere Auswechslungen. Putellas geht kurz nach dem verschossenen Penalty vom Platz, für sie kommt Lucia Garcia. Bei den Schweizerinnen kommen Xhemaili, Lehmann und Terchoun für Schertenleib, Beney und Vallotto.
Jetzt wird Livia Peng noch zu so etwas wie der Heldin der Nati in diesem Viertelfinal: Alexia Putellas schiesst in die rechte Ecke, doch dort ist auch die Bündnerin. Es ist der erste Elfmeter überhaupt, den Peng im Nati-Dress hält. Es bleibt beim 2:0 für Spanien.
Jetzt wirds bitter: Beney packt an der Strafraumgrenze die Grätsche aus – und erwischt dann Torschützin Athenea mit voller Wucht am Knöchel. Schmerzhaft für die Spanierin, schlecht für die Nati. Die Folge ist der nächste Penalty.
Die Schlussphase läuft und man wird das Gefühl nicht los, dass die Schweizerinnen stehend K.o. sind. Die aufopferungsvolle Abwehrschlacht hat sehr viel Kraft gekostet.
Egal, wie dieses Spiel heute ausgeht: Der Rahmen hat auf jeden Fall gestimmt. 29'734 Zuschauer sorgen im ausverkauften Wankdorf für eine sensationelle Stimmung. Und mit dem Nati-Match gegen Spanien ist nun auch noch ein neuer Rekord aufgestellt worden. Mittlerweile haben an dieser EM insgesamt 78'407 Fans die Spiele im Stadion verfolgt. Mehr waren es in den Viertelfinals der Euro noch nie – und das bereits nach drei von vier Partien.
Spanien wechselt ebenfalls nochmals: Esther Gonzales und Claudia Pina dürfen vom Platz, für sie kommen Salma Paralluelo und Supertalent Vicky Lopez.
65 Minuten halten sie es. 65 Minuten lang hat dieser Sommer noch nicht genug vom Schweizer Märchen an dieser wunderbaren Euro. Die Spanierinnen verschiessen ganz früh (nebens Tor) und ganz spät (von Livia Peng pariert) je einen Penalty, dreimal landet der Ball am Pfosten. Die Schweizerinnen brennen langsam durch das Glück, das ein Heimteam zu gut hat, das sich mit allem gegen das Ausscheiden wehrt, das es zur Verfügung hat: Herz, Leidenschaft – und schon auch eine gewisse Klasse.
Aber dann passiert es doch noch. Aitana Bonmati, diese Zauberin am Ball, von der man in diesem Viertelfinal bislang noch kaum etwas gesehen hat, spielt einen Hackentrick. Auf einem Raum, den es eigentlich gar nicht gibt, so ist plötzlich Athenea del Castillo frei. Und die lässt der tadellosen Peng im Schweizer Tor keine Chance. 0:1 – es ist das Tor, das diese Partie entscheiden wird.
Es fällt ausgerechnet dann, als Pia Sundhage das Zeichen gegeben hat, dass die Schweizerinnen nun selber vehementer das Tor suchen wollen. Sie bringt Alayah Pilgrim für Noemi Ivelj. In der Hoffnung auf den goldenen Schweizer Konter. Und Pilgrim hat ihre Szene. In der 63. scheitert sie an Goalie Catalina Coll. Ob aus Abseitsposition oder nicht, wäre sicher noch geprüft worden.
Kurz darauf folgen Bonmatis Kunststück und Atheneas Schuss ins Schweizer Herz. Fünf Minuten danach trifft Claudia Pina von der Strafraumgrenze wunderbar ins hohe Eck. In der Nachspielzeit fliegt auch noch Nati-Verteidigerin Noelle Maritz wegen einer Notbremse vom Platz.
0:2 – der Traum der Schweizerinnen ist geplatzt. Und doch haben sie etwas gewonnen. Die Herzen dieses Landes.
66. Minute, Athenea del Castillo, 1:0. Noelle Maritz und Viola Calligaris nehmen Aitana Bonmati ins Schweizer Sandwich. Und was macht die spanische Weltklasse-Spielerin? Sie lanciert mal eben mit der Hacke die eingewechselte Athenea del Castillo. Diese wiederum bezwingt Livia Peng per Flachschuss.
71. Minute, Claudia Pina, 2:0. Lia Wälti wird von Patri Guijarro vor dem Schweizer Strafraum bedrängt. Die Nati-Kapitänin moniert ein Foul, kriegt den Pfiff aber nicht. So übernimmt Claudia Pina das Spielgerät – und schlenzt dieses gefühlvoll in den Winkel.
Penalty gehalten, Freistoss abgewehrt – auch unter höchstem Druck grosse Ruhe ausgestrahlt. Und das trotz ihres für eine Torhüterin jungen Alters von bloss 23 Jahren. Livia Peng geht trotz Niederlage als Siegerin aus diesem Spiel.
Nadine Riesen hat von Anfang bis Ende ein schwieriges Spiel. Vieles geht ihr etwas zu schnell. Und ihr unbändiger Wille, sonst ein Qualitätsmerkmal, führt diesmal dazu, dass sie schon in der 9. Minute einen Foulpenalty verschuldet.
25'000 sind es laut Gastgeberstadt Bern, die vor dem Spiel vom Bundesplatz zum Wankdorf pilgern. Eine friedlich-fröhliche Menschenmasse in Rot und Weiss. Und diese Stimmung füllt danach auch das Stadion. Es ist eine elektrisierende Atmosphäre, 29'734 Menschen, die bei jedem Ball mitfiebern und mitbrüllen. Auch dann noch, als die Niederlage nicht mehr abzuwenden ist.
Maria Sole Ferrieri Caputi mag ab und an einen knackigen Zweikampf und lässt ein flüssiges Spiel zu. Beide Elfmeter für Spanien sind gerechtfertigt. Den Foulpfiff, den die Schweizerinnen vor dem 0:2 gerne hätten, unterlässt sie korrekterweise. Die Pfiffe des Publikums am Spielschluss bekommt sie trotzdem zu hören.
Seit dem letzten Herbst hat Pia Sundhage die Schweizerinnen mit einer Fünferkette verteidigen lassen. Zumindest bei Spielbeginn. Gegen Spanien aber rückt die Schwedin von ihrem Plan ab und bringt ein 4-2-3-1. Ein Plan, der bis in die 66. Minute aufgeht. Dann müssen sich die Schweizerinnen der Genialität einer Aitana Bonmati geschlagen geben.
Drei der vier Halbfinalteilnehmer sind bekannt – die Schweiz gehört leider nicht zu diesem Trio. Spanien blickt morgen nach Basel, wo sich Frankreich und Deutschland gegenüberstehen. Die siegreiche Nation jener Partie trifft dann im Halbfinal am Mittwoch im Zürcher Letzigrund auf die Ibererinnen.